Vierter Dezember

Türchen 4 2024

An Ronja, meine fast Führhündin

von Dorothee Feuerstein

Nürnberg, 9. Februar 2024

Meine liebe kleine Ronja,

ich erinnere mich noch so genau, als ich Dich das erste Mal sah. Du warst damals sehr beschäftigt und spieltest mit Deiner Hundefreundin Kelly. Wahrscheinlich hatte sie Dir gerade erzählt, wie toll es ist, Führhund zu sein. Ich konnte Dich bei Deinem Spiel beobachten, Du warst damals ein süßer kleiner frecher Fratz, genauso, wie Dich mir die Führhundeschule beschrieben hatte.

Als ich Dir dann das zweite Mal begegnete, waren wir in Deinem Revier, Deinem Garten. Du hast mich sofort in Dein Heiligtum eintreten lassen, hast Dich auf den Rücken gelegt und mir Deinen Bauch zum Kraulen hingehalten. Du hattest sofort grenzenloses Vertrauen zu mir.

Als wir das erste Mal miteinander trainierten, konntest Du es kaum abwarten. Dein Schwanz drehte sich wie ein Propeller, und ich konnte förmlich sehen, dass Du Dich auf unsere Zusammenarbeit irrsinnig freutest. Als wir dann das erste Mal Abschied nehmen mussten, weil ich wieder nach Hause fuhr, Standes Du am Bahnsteig und kratztest Dich. „Sehen Sie, sie ist verlegen.“ Das war die Erklärung der Trainerin, die mir damals zunächst etwas zu menschlich erschien.

Wenn wir trainierten, konnte ich förmlich in Deinen Kopf schauen. Wenn Du etwas gut machtest , drehtest Du Dich um, schautest mich an, als wolltest Du sagen: „na, krieg ich jetzt auch ein Leckerli?“ Wenn Du irgendwo nicht drüber laufen wolltest, weil Du diesen Bodenbelag oder diese Unterlage noch nicht kanntest, sah ich förmlich, wie Deine Festplatte im Kopf rotierte, und wie Du krampfhaft überlegtest, wie Du dieses Hindernis umgehen könntest.

Du hattest schon Deine Tricks drauf. Wenn Du nicht nach Hause wolltest, wickeltest Du Dich mit Deiner Leine schnell um den nächsten Baum oder um den nächsten Laternenpfahl, und das Kommando „zurück“ hattest Du mal eben schnell vergessen. Du merktest Dir jedes Auto, sodass Du dort, wo irgendwann mal ein Auto geparkt hatte, nicht mehr die Straße überqueren wolltest. Du spürtest jede Stimmungsänderung, jede Spannung. Es schien, als ob Du alles verstündest, was um Dich herum passierte.

Du selektiertest sehr genau, wen Du mochtest, und wen Du absolut nicht leiden konntest. Wer einmal Deine Gunst verspielt hatte, der war bei Dir für immer unten durch. Aber wenn Du jemanden in Dein Hundeherz geschlossen hattest, dann warst Du bereit, alles für diesen Menschen zu tun. Du ließest Dich auch nicht von anderen Leuten ablenken, während Du Deine Arbeit verrichtetest. Du wolltest nicht der Liebling aller sein, Du warst fokussiert auf diejenigen, die Deine Liebsten waren. Ich gehörte sofort zu diesem Kreis. Bei uns beiden entstand sogleich dieses Band. Es schien, als ob ich alles verstünde, was Du gerade dachtest, was Du in dem Moment vorhattest, oder was Du demnächst wieder im Schilde führtest. Du warst eine zarte, sensible und aufmerksame Hündin, klug und frech zugleich.

Leider konnte ich dann doch nicht Dein Frauchen sein, so sehr ich es mir auch gewünscht hätte. Meine Fertigkeiten, um mit einem Führhund umzugehen, reichten schlichtweg nicht aus. Daher zog ich lieber gleich die Notbremse, ehe alles noch schlimmer würde. Ich entschied mich gegen die Nutzung eines Führhundes, ich entschied mich nicht gegen Dich.

Als Du damals das letzte Mal mit der Trainerin zu mir kamst, um die restlichen Sachen wie den großen Kauknochen und ein nagelneues Kuscheltier abzuholen, ohne Quietsch, damit Du und Dein neues Rudel keinen Schaden nähmest, streng nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, da spielten wir noch mal eine Runde miteinander. Dann war es Zeit zum Aufbruch. Du wusstest genau, dass es jetzt soweit war, endgültig Abschied zu nehmen. Du Standest auf, aber Du gingst nicht gleich zur Tür, sondern Du gingst nach hinten ins Schlafzimmer, um meinem Kater, der auf dem Schreibtischstuhl schlief, Ade zu sagen. Du lecktest ihm zärtlich übers Fell, dann drehtest Du Dich in Richtung Tür, liefst zur Trainerin zurück, um mit ihr nach draußen zu gehen.

Für Dein neues Frauchen hatte ich die Tasse mit dem Pudelkopf eingepackt. Ich wollte sie nicht mehr, denn sie würde mich laufend an Dich erinnern.

Mein liebes Ronjalein, mein Ronile, das ist jetzt 15 Jahre her. Nach der Trennung bekamst Du Fieber. Dein potentielles Frauchen damals war ebenfalls blind und chronisch krank. Man entschied daher, dass Du keine zweite Zurückweisung mehr vertrügest, so bliebst Du zeitlebens bei Deiner Trainerin. Ich habe Dich niemals vergessen, und ich hoffe, Du hattest es gut in Deinem Leben. Liebes süßes Ronile , von ganzem Herzen, Dein

zweitbestes Frauchen, Doro

Der Blindnerd-Adventskalender

Unser blindes Mitglied Gerhard ist blinder Hobbyastronom und das einzige blinde Mitglied der Deutschen Astronomischen Gesellschaft. Seit sieben Jahren führt er den Blog Blindnerd.de. In diesem Jahr widmet sich sein Adventskalender ganz den Wundern des Kosmos.
Der Blautor-Adventskalender und der Blindnerd-Adventskalender sind überkreuz verlinkt, so dass man von jedem aus zu den jeweiligen Türchen des anderen springen kann.
Mit
diesem Link gelangen Sie und ihr auf diesen etwas außergewöhnlichen Weihnachtskalender.

Geschenkideen von BLAutor

Drei Anthologien hat unser Arbeitskreis bis jetzt gemeinsam verfasst, und an zwei weiteren haben mehrere unserer Mitglieder mitgewirkt. diese sollten in keinem Bücherregal fehlen.

  1. Blind Verliebt
    ist die neueste im September 2024 erschienene Anthologie des Schreibzirkels BLAutor.
    31 AutorInnen mit Sehbeeinträchtigung beleuchten das Thema auf ganz unterschiedliche Weise. Lassen Sie sich in eine Welt der besonderen Art entführen.
  2. Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt
    ist der Titel unserer zweiten Anthologie, die im Oktober 2023 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook auf dem Buchmarkt erschienen ist.
    Dank einer Buch-Patenschaft, die eines unserer Mitglieder übernommen hat, ist auch diese Anthologie mittlerweile aufgelesen worden und somit in den Hörbüchereien für blinde Menschen ausleihbar.

  3. Farbenfrohe Dunkelheit
    ist der Titel unserer mittlerweile zwei mal preisgekrönten ersten BLAutor-Anthologie, die 2022 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook erschienen ist und als Hörbuch produziert wurde und bei den Hörbüchereien für blinde Menschen ausgeliehen werden kann.
  4. Anthologie Weihnachtszauber, 39 einfach schöne Weihnachtsgeschichten
    Es muss ja nicht gleich ein komplett eigenes Buch sein. In einer Anthologie finden sich stets mehrere Autor:innen mit ihren Geschichten zu einem Thema zusammen, um dann gemeinsam ein Buch zu füllen.
    Der Pashaas-Verlag rief zur Teilnahme an dieser Weihnachts-Anthologie auf. Fünf unserer Mitglieder schafften es, ihre Geschichten dort zu veröffentlichen.
  5. Weihnachtsmodus an, mit Autor:innen des Arbeitskreises und anderen
    Und hier ist die fünfte Anthologie, die der Pashaas-Verlag mit 20 Autor:innen, fünf aus unserem Arbeitskreis, herausgegeben hat.
    Es ist eine Weihnachtsanthologie der besonderen Art.

Nähere Informationen über die jeweils mitwirkenden Author:innen erfahren Sie unter
Vitae und Werke.


04.12.23, Santa Claus mühsamer Weg

von David rödle

„Wie lange willst du noch durch die Straßen irren, mir tun schon die Hufen weh?“
„Habe nur noch ein wenig Geduld, Rudi, wir werden schon noch ein paar herzensgute Menschen finden, die unserer Geschenke würdig sind.“
Santa blickte sich lächelnd zu seinem Rentier um und tätschelte ihm den Hals.
„Diese Leute hier“, fragte das Rentier naserümpfend, als sie endlich vor einer großen Hütte zum Stehen kamen.
Sicherlich mein Freund, sie beten vielleicht nicht unseren Herrn an, dennoch haben sie immer gutes getan, ohne an sich und den eigenen Profit gedacht zu haben!

Geschenktipp

Zwei Bücher hat unser Arbeitskreis gemeinsam verfasst. diese sollten unter keinem Weihnachtsbaum fehlen.

  1. Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt ist der Titel unserer neuen Anthologie, die im Oktober 2023 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook auf dem Buchmarkt erschienen ist.
  2. Farbenfrohe Dunkelheit
    ist der Titel unserer mittlerweile zwei mal preisgekrönten ersten BLAutor-Anthologie, die 2022 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook erschienen ist und als Hörbuch produziert wurde und bei den Hörbüchereien für blinde Menschen ausgeliehen werden kann.

Auch auf diesem Weg bietet BLAutor seinen Mitgliedern die Möglichkeit, ein eigenes Werk auf dem Buchmarkt zu präsentieren.
Mit dem Kauf dieser beiden Anekdoten unterstützen sie die Arbeit unseres Arbeitskreises.
Und nun kommt noch ein Hinweis auf einen Adventskalender der besonderen Art:

Der Blindnerd-Adventskalender

Unser blindes Mitglied Gerhard ist blinder Hobbyastronom und das einzige blinde Mitglied der Deutschen Astronomischen Gesellschaft. Seit sieben Jahren führt er den Blog Blindnerd.de. In diesem Jahr widmet sich sein Adventskalender Frauen aus wissenschaft und Astronomie, denn Frauen sind in diesen Arbeitsfeldern bis heute unterrepräsentiert.
Der Blautor-Adventskalender und der Blindnerd-Adventskalender sind überkreuz verlinkt, so dass man von jedem aus zu den jeweiligen Türchen des anderen springen kann.
Mit
diesem Link gelangen Sie und ihr auf diesen etwas außergewöhnlichen Weihnachtskalender.