Türchen elf, 2024
Bei den Rentieren
von Monika Lorenz
Die Bäume am Waldweg konnten ihre Schneelast kaum tragen. Tief ließen sie ihre Zweige hängen. Manchmal wehte der leichte Wind eine Schneefahne auf die Wanderer herunter. Der Weg war schon vor Stunden geräumt worden, so dass es leicht war, hier entlangzugehen. Reni, die Schäferhündin lief vorne voraus. Hin und wieder blieb sie stehen, schaute zurück, ob „ihre Herde“ ihr noch folgte. Dann und wann kam sie zurück, umrundete die Gruppe, schaute jeden an und lief beruhigt wieder nach vorne. Fünf Meter Abstand hielt sie meistens zur Gruppe. Damit ihr niemand zuvorkam? Es war wohl ihr angeborener Hütetrieb, der sie dazu veranlasste, nach „ihrer“ Gruppe zu schauen. Sie hielt ihre „Herde“ zusammen. Nach zwei Stunden Wanderung durch diese zauberhafte, verschneite, von der Sonne bestrahlte, einsame Landschaft zu wandern, war herrlich. Irgendwann stellte Reni die Ohren auf und schaute nur noch nach vorne. Was hatte sie erspäht? Oder hatte sie Witterung aufgenommen? Ja, richtig, die Gruppe näherte sich einer großen freien Fläche. Einige Kotas standen verstreut am Rand. Kotas sind aus Holz gebaute, oft achteckige Hütten mit einer offenen Feuerstelle im Inneren. Diese Kotas waren das Ziel der Gruppe. Eine Tür öffnete sich in der größeren Kota und eine Frau in einer seltsamen Tracht erschien. Mit einem herzlichen Lächeln kam sie auf die Gruppe zu und begrüßte die Wanderer. Sie stellte sich als eine „Sami“, die Bewohner der nördlichen Gegenden Skandinaviens vor. Sami zogen oft noch mit ihren Herden über die verschiedenen nördlichsten Weidelandschaften. Sie konnten ohne Schwierigkeiten auch über die Grenzen der nördlichen Länder ziehen. Die Frau stellte sich als Ulka vor. Sehr farbenfroh war ihre „Sami-Tracht“. Ein dickes weißes Rentierfell trug sie über der Schulter. Eine bunte gestickte Mütze bedeckte ihre langen blonden Haare und an den Füßen trug sie farbenfrohe, fellgefütterte Samistiefel mit einer hochgebogenen Spitze. Später erklärte sie uns auch die Funktion dieser merkwürdigen Spitze. Man konnte damit in Schlaufen einhaken und etwas zu sich zurückziehen. Ulka nahm uns fröhlich in Empfang, zeigte rund herum was es mit den einzelnen Kotas auf sich hatte, und lud uns gleich ein, zu den Rentieren zu gehen. Dafür hatten wir die lange Wanderung gemacht. Wir wollten echte Rentiere ganz nah sehen. In der Nähe weideten einige Rentiere. Zu ihnen gingen wir. Ganz nah durften wir an sie herankommen und sie auch füttern. Zuerst vorsichtig mit Abstand, dann mutiger und näherkommend, fraßen uns die Rentiere das Heu oder die Flechten aus der Hand. Ein komisches Gefühl, sie rupften und zupften an den Büscheln und wir mussten aufpassen, dass sie nicht gleich das ganze Büschel fraßen. Ein Rentier hatte ein schneeweißes Fell. Erstaunt fragten wir, warum dieses Tier so anders aussah als die anderen. Ulka erklärte uns, das sei das Winterfell, das eigentlich die meisten Rentiere bekamen.
Nach der Rentierfütterung führte uns Ulka in eine kleinere, abseitsliegende Kota. Im Inneren sahen wir eine große gemauerte Feuerstelle, in der bereits ein prasselndes Feuer brannte. Rundherum luden rustikale Holzstühle zum Sitzen ein. Die Wärme des Feuers tat uns jetzt richtig gut, denn die Kälte draußen, immerhin Minus 19 Grad, war trotz dicker Bekleidung, doch spürbar. Über dem Feuer stand auf einem entsprechenden Gestell eine große eiserne Pfanne mit einem sehr langen Stiel. Ulka klärte uns, sie würde jetzt Pfannkuchen in der Pfanne direkt über dem offenen Feuer braten und jeder könne seinen Pfannkuchen dann mit selbstgekochter Erdbeermarmelade, von selbstgesuchten Walderdbeeren, bestreichen. Auf einem kleinen Tischchen standen schon große Thermoskannen mit heißem Kräutertee bereit. Auch diese Kräuter waren von Ulka in der näheren und weiteren Umgebung selbst gesucht. Wie herrlich, hier an der warmen Feuerstelle zu sitzen, frischgebackenen Pfannkuchen mit Walderdbeermarmelade zu essen und heißen speziellen Kräutertee dazu zu trinken. Beim Pfannkuchen braten erzählte uns Ulka viele interessante Geschichen aus ihrem Leben als Sami und Rentierzüchterin.
Nachdem wir uns gestärkt und aufgewärmt hatten, erwartete uns draußen noch eine Überraschung. Wir hatten drinnen schon ein leises Geklingel gehört, konnten uns aber nicht vorstellen, was das wohl war. Draußen in der Sonne warteten zwei Schlitten mit Rentieren vorgespannt. Eingemummelt in die dicken Rentierfelle war es richtig kuschelig. Die Peitsche knallte, nur in die Luft, die Rentiere zogen an und los ging die Schlittenfahrt. Vorbei an den unberührt in der Sonne glitzernden Feldern, bis in den traumhaft verschneiten Wald. Immer wieder meinten wir kleine Gnome oder lustige Trolle in den dickverschneiten kleinen Bäumchen zu erkennen. Einmal sah eines aus wie eine Schneeeule. Unserer Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Die Rentiere liefen in lustigem Trab, mit klingelnden Glöckchen durch den Wald. Es fehlte nur noch, dass eines eine rote Nase hätte, dann wäre die Illusion des „Weihnachtsmannbegleiters Rudolf“ da. Am Ende unserer wunderbaren „Winterreise“ lag ein großer, vereister, schneebedeckter See. Wiedermal freuten wir uns über die riesige Weite, die da vor uns lag und in der Sonne glitzerte.
Der Blindnerd-Adventskalender
Unser blindes Mitglied Gerhard ist blinder Hobbyastronom und das einzige blinde Mitglied der Deutschen Astronomischen Gesellschaft. Seit sieben Jahren führt er den Blog Blindnerd.de. In diesem Jahr widmet sich sein Adventskalender ganz den Wundern des Kosmos.
Der Blautor-Adventskalender und der Blindnerd-Adventskalender sind überkreuz verlinkt, so dass man von jedem aus zu den jeweiligen Türchen des anderen springen kann.
Mit
diesem Link gelangen Sie und ihr auf diesen etwas außergewöhnlichen Weihnachtskalender.
Geschenkideen von BLAutor
Drei Anthologien hat unser Arbeitskreis bis jetzt gemeinsam verfasst, und an zwei weiteren haben mehrere unserer Mitglieder mitgewirkt. diese sollten in keinem Bücherregal fehlen.
- Blind Verliebt
ist die neueste im September 2024 erschienene Anthologie des Schreibzirkels BLAutor.
31 AutorInnen mit Sehbeeinträchtigung beleuchten das Thema auf ganz unterschiedliche Weise. Lassen Sie sich in eine Welt der besonderen Art entführen. - Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt
ist der Titel unserer zweiten Anthologie, die im Oktober 2023 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook auf dem Buchmarkt erschienen ist.
Dank einer Buch-Patenschaft, die eines unserer Mitglieder übernommen hat, ist auch diese Anthologie mittlerweile aufgelesen worden und somit in den Hörbüchereien für blinde Menschen ausleihbar. - „Farbenfrohe Dunkelheit“
ist der Titel unserer mittlerweile zwei mal preisgekrönten ersten BLAutor-Anthologie, die 2022 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook erschienen ist und als Hörbuch produziert wurde und bei den Hörbüchereien für blinde Menschen ausgeliehen werden kann. - Anthologie Weihnachtszauber, 39 einfach schöne Weihnachtsgeschichten
Es muss ja nicht gleich ein komplett eigenes Buch sein. In einer Anthologie finden sich stets mehrere Autor:innen mit ihren Geschichten zu einem Thema zusammen, um dann gemeinsam ein Buch zu füllen.
Der Pashaas-Verlag rief zur Teilnahme an dieser Weihnachts-Anthologie auf. Fünf unserer Mitglieder schafften es, ihre Geschichten dort zu veröffentlichen. - Weihnachtsmodus an, mit Autor:innen des Arbeitskreises und anderen
Und hier ist die fünfte Anthologie, die der Pashaas-Verlag mit 20 Autor:innen, fünf aus unserem Arbeitskreis, herausgegeben hat.
Es ist eine Weihnachtsanthologie der besonderen Art.
Nähere Informationen über die jeweils mitwirkenden Author:innen erfahren Sie unter
Vitae und Werke.
11.12.24, Dein Persönlicher Schutzengel
von Nicole Schroll
Weiß wie Schnee
Heller als die Sonne
Warm wie ein Feuer.
So Steht der Engel in Seinem Lichterglanz
Und hüllt dich ein.
Streift mit den Flügeln Deine Seele.
Und Dich erfüllt eine Gewissheit:
Du brauchst Dich vor nichts mehr zu fürchten.
Denn durch die Berührung des Engels hat Deine Seele Flügel bekommen und ist jetzt frei.
Geschenktipp
Zwei Bücher hat unser Arbeitskreis gemeinsam verfasst. diese sollten unter keinem Weihnachtsbaum fehlen.
- Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt ist der Titel unserer neuen Anthologie, die im Oktober 2023 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook auf dem Buchmarkt erschienen ist.
- „Farbenfrohe Dunkelheit“
ist der Titel unserer mittlerweile zwei mal preisgekrönten ersten BLAutor-Anthologie, die 2022 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook erschienen ist und als Hörbuch produziert wurde und bei den Hörbüchereien für blinde Menschen ausgeliehen werden kann.
Auch auf diesem Weg bietet BLAutor seinen Mitgliedern die Möglichkeit, ein eigenes Werk auf dem Buchmarkt zu präsentieren.
Mit dem Kauf dieser beiden Anekdoten unterstützen sie die Arbeit unseres Arbeitskreises.
Und nun kommt noch ein Hinweis auf einen Adventskalender der besonderen Art:
Der Blindnerd-Adventskalender
Unser blindes Mitglied Gerhard ist blinder Hobbyastronom und das einzige blinde Mitglied der Deutschen Astronomischen Gesellschaft. Seit sieben Jahren führt er den Blog Blindnerd.de. In diesem Jahr widmet sich sein Adventskalender Frauen aus wissenschaft und Astronomie, denn Frauen sind in diesen Arbeitsfeldern bis heute unterrepräsentiert.
Der Blautor-Adventskalender und der Blindnerd-Adventskalender sind überkreuz verlinkt, so dass man von jedem aus zu den jeweiligen Türchen des anderen springen kann.
Mit
diesem Link gelangen Sie und ihr auf diesen etwas außergewöhnlichen Weihnachtskalender.