Dreiundzwanzigster Dezember

Meine lieben,
und hier kommt sie, die Geschichte zu unserem vorletzten Türchen.

Winterbrück

von Martin Krefta und Tom Nentwich
Einleitung
An einem lauwarmen Sommerabend saßen Tom und sein Freund Lino ineinem Sandkasten direkt vor Tom’s Wohnung und bauten an einer großenSandburg. Diese Burg sollte war so hoch wie der Kölner Dom und so breit wieder Strand von Usedom werden. Jedoch waren die jungen Architekten nochnicht so weit.
„Tom, wie findest du das Burgtor?“, fragte ihn sein Freund und vergrößertenoch etwas den Graben, um den künftigen Feinden möglichst wenigAngriffsfläche zu bieten. Tom erwiderte nicht. Er konzentrierte sich weiter amBau des Pferdestalls im Inneren der Burg.
Tom’s Mutter Frau Kellermann blickte aus dem Fenster der Wohnung undlächelte. Auch sie hatte als Kind mit einigen Freunden eine Sandburg gebaut.Sie musste sich aber eingestehen, dass die Burg vor Ihrem Haus höher und vorallem breiter wurde.
Plötzlich stand ein Mädchen vor den beiden Jungen und betrachtete die Burgmit funkelnden Augen. „Wo ist denn der Schnee, der Schneemann und derTannenbaum?“, fragte sie verwundert. Lino hob langsam den Kopf und lachte.Er lachte so laut, dass Frau Kellermann besorgt das Küchenfenster aufriss undrief: „Was ist passiert? Soll ich deine Mama im Krankenhaus anrufen?“Nachdem Lino immer noch lachte, antwortete ihr Tom: „Es ist alles in Ordnung,Mama. Lino lacht nur über einen Scherz, den das fremde Mädchen gemachthat.“ Frau Kellermann, schüttelte den Kopf und murmelte: „Verrückt, ich hattees schon immer geahnt. Lino ist verrückt.“. Dann zog sie sich wieder zurück undschloss das Fenster wieder.
Lino hatte sich inzwischen beruhigt und starrte das Mädchen an, als wäre es

ein Wesen aus einer anderen Galaxie. „Ehmm… Du weißt aber schon, dass esSommer ist, oder?“, sagte Tom zu ihr. Das Mädchen begann zu grinsen. „Warumgrinst du so? Und was willst du von uns?“, fragte nun Lino verwirrt. Nachdemsie nicht gleich antwortete, zuckte er mit den Schultern und setzte neben denEingang der Burg einen Stein, der einen Wächter darstellen sollte.
„Euch helfen. Euch helfen und die Jahreszeit, den Winter, herbeibauen“,erwiderte sie mit ernster Stimme. Die beiden Jungs verdrehten die Augen. „Undwie soll das gehen? Du bist doch keine Zauberin, oder sehe ich das falsch?“,fragte Lino skeptisch und musste sich anstrengen, um ihr nicht die Zungeherauszustrecken. „Warte einfach ab“, erwiderte das Mädchen gelassen.
Kurz darauf saßen alle drei Kinder auf dem Rand des Sandkastens. „Wie heißtdu eigentlich?“, wollte Tom wissen und auch Lino schaute sie fragend an. „Ihrkönnt mich Klara nennen“, antwortete sie mit einem leichten Funkeln in denAugen. Tom zeigte auf Lino und meinte: „Das ist Lino. Und mein Name istTom“. Er lächelte das Mädchen verträumt an und sie lächelte zurück. Linobemerkte es und verdrehte die Augen als er fragte: „Und jetzt?“ „Geduld!“,antwortete Klara. Sie stand auf, nahm einen Ast vom Boden und wedelte ihndurch die Luft, als wäre er ein Zauberstab. „Wir sind nicht bei Harry Potter.Also bitte, was… machst… du… da…?“, fragte Lino ungehalten. „Oh… Krass…Mega…“, stammelte Tom mit großen Augen.
„Ich präsentiere euch, Schloss Winterbrück.“ sagte sie. „Tretet näher, ihrbraucht keine Angst zu haben.“ Tom und Lino waren so erstaunt, dass sie nichtreagierten. Klara zeigte mit dem Zauberstab zuerst auf Lino, dann auf Tom undzuletzt auf sich selbst. Plötzlich waren sie alle drei von dichtem Nebel eingehülltund verkleinert. Wo waren sie gelandet?
Die andere Welt
Schon am Vorplatz trafen sie auf die erste Überraschung. Der Weg, auf demsie standen, bestand aus vielen bunten Eiskristallen, aus denen sich bei nähererBetrachtung ein Muster formte. Neben der prachtvollen Straße standen undsaßen viele Menschen. Sie spielten Musik, sangen, klatschten und tanzten. Tomlief gleich zu Kindern, die Figuren aus Schnee bauten. Klara beugte sich zu Linoherüber und sagte leise: „Schau mal, da drüben, da sind Tannenbäume.“ Linowandte seinen Kopf nach links. Neben einem großen Weihnachtsmann sah ereine Gruppe von Nadelbäumen. Er wollte losstürmen, aber Klara hielt ihn am
Arm fest. „Warte gefälligst auf deinen Freund!“, zischte sie ihm zu. Er mußte aneine Schlange denken, als er ihre Stimme hörte. Er nickte eifrig und die beidenwarteten auf Tom. Als er kam sagte er: „Geht schon einmal vor. Ich kommedann nach. Ihr könntet ja zu dem Verkaufsstand mit den Tannenbäumen gehen.Ich weiß ja, wie sehr Mädchen Tannenbäume mögen. Vor allem dann, wenn siegeschmückt sind. Und ich meine gesehen zu haben, dass sie prächtig ausgesehenhaben.“ Bevor einer der beiden etwas erwidern konnte, war Tom auch schonwieder hinüber zu den Figuren aus Schnee gelaufen. „Dann mal los Lino“, sagteKlara und winkte einem Mann, der einen mit großen und kleinen Päckchenbeladenen Schlitten hinter sich herzog, zu. Sie gingen langsam zumTannenbaumstand, um sich das Wunder anzusehen. Am Stand angekommen,war es diesmal Lino, der den Mund vor Staunen nicht mehr zubekam. „Mund zu.Das ist unhöflich.“, sagte Klara. „Oder haben dir deine Eltern keine Manierenbeigebracht?“ Lino funkelte sie böse an, schloss dann aber seinen Mund. DieBäume blinkten und blitzten in allen Farben. Er entdeckte sogar Muster undFormen in dem Farbenspiel. „Einen weihnachtlichen Winterstiel für euch, meinelieben Kinder?“, fragte ein dicker, alter Mann mit grauem Haar, der plötzlichwie durch Zauberhand hinter den beiden aufgetaucht war. „Ehmm, was…?“,fragte Lino und Klara trat ihm auf den Fuß. Sie antwortete zu dem Mann: „Sehrgerne nehmen wir einen Winterstiel, vielen Dank.“ Der Mann lächelte und gabihnen das Eis.
„Was sollte das gerade?“, fragte Lino, „mein Fuß hat auch Gefühle.“ „Das tutmir aber jetzt leid.« sagte Klara. »Warum hatte ich wohl deinen Fuß berührt?“Lino schaute sie grimmig an und erwiderte: „Also erstens, bist du mit deinemganzen Gewicht auf meinen Fuß getreten. Und zweitens, weiß ich nicht,warum.“ Sie murmelte „Ach, diese Jungs, sind alle gleich“ und ging davon. Linoließ sich auf einer Steinbank nieder, schleckte hin und wieder an seinem Eis unddachte über das Warum nach.
Tom
Tom stand vor einer Figur und dachte über eine Frage des kleinen Max nach,die er ihm vor wenigen Minuten gestellt hatte. Der Junge hatte ihn dochtatsächlich gefragt, ob er denn öfter hier in Winterbrück sei. So als wäre es ganznormal, zu schrumpfen und sich in einer anderen Welt wieder zu finden.Vielleicht wäre das ja für Lino normal. Sein Freund hatte ja sowieso nicht mehralle Tassen im Schrank. „Tom, könntest du mir mal bitte den Tannenzweig
reichen. Ich benötige die Nadeln, um dem Igel sein passendes Aussehenzugeben.“ Sagte Max zu ihm. Er hielt Max den Ast entgegen und der rupfte dieNadeln vom Ast. Tom schaute wieder nach vorne zu der Figur, die er selbst ausSchnee geformt hatte, und atmete tief durch. Vor ihm stand Klara. Als er ihr daserste Mal in die Augen geblickt hatte, war sein Herz auf und ab gehüpft.
„Sobald ich mit der Figur hier fertig bin, werde ich den beiden nachgehen“,dachte er und betrachtete sein Meisterwerk mit einem verliebtenGesichtsausdruck. „Wen soll denn das eigentlich darstellen?“, fragte ihn nunMax und betrachtete die Schneefigur von oben bis unten. Bevor er antwortete,schaute Tom ihn an und danach die Figur: „Das ist nur ein Mädchen, das ich vorKurzem kennengelernt habe.“ „Okay, nur ein Mädchen.“, lachte Max und boxteihn gegen den Oberarm. „Dafür hast du sie aber verdammt gut getroffen.“ Tomwurde knallrot und stammelte: „Ehmm… ehmm…“ „Lass gut sein. Alles inOrdnung. Ich verstehe schon“, lächelte Max verschmitzt und hob den Daumen.Tom drehte sich wieder der Figur zu, um noch etwas an den Augen zuverbessern. Dann murmelte er Max zu: „Ich glaube, ich habe mich in sieverliebt…“ „Dann mal los mein Freund, du bist echt ein prima Typ! Ich drückedir die Daumen. Und falls alles gut laufen wird, wünsche ich euch viel Glück“,antwortete Max ehrlich. Tom nickte, schluckte mehrere Male, und drückte Maxan sich. So, wie das große Jungs eben machen. Dann eilte er mit schnellenSchritten hinüber zum Stand mit den Tannenbäumen.
Klara
Klara schlängelte sich durch die Tannenbäume hindurch und setzte sich aufeine Bank, die aus Eis geformt war und verschiedene Verzierungen hatte. „Diebeiden vermuten bestimmt schon, was ich bin oder nicht bin…“, dachte sie undpustete sich eine hartnäckige Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Tannenbaumvor ihr war nur einen Kopf höher als sie selbst und so strahlte so hell, dass sieein wenig die Augen zukneifen musste. Klara schaute sich um und murmelteverträumt: »Schön ist es hier. Gefällt es Tom auch so gut hier?“ Dann zeigte sieauf einen Stein am Boden, der sofort blitzschnell aufsprang und ein Gesicht aufden Boden malte. Klara schaute erstaunt hin und ihre Wangen liefen Rot an, alssie es erkannte. Ein schneller Rundumblick, zeigte ihr, dass sie alleine war.Erneut blickte sie in das Gesicht, vor ihr am Boden, in welches sie sich erst vorwenigen Stunden verliebt hatte… „Tom. Tom. Was soll ich bloß machen?“,flüsterte Klara dem Gesicht nachdenklich zu. Sie richtete sich auf und wischte
die Wahrheit zur Seite. „Schluss mit diesen Gedanken. Ich bleibe hier nocheinen Moment sitzen. Und dann gehe ich zurück zu Lino. Er macht sichbestimmt Sorgen, dass ich einfach ohne ihn gegangen bin. Das war nicht richtigvon mir. Aber mich hat seine Reaktion einfach geärgert.“, dachte sie gereizt.Dann schaute sie hoch in den wolkenverhangenen Himmel, als sich auch schondie erste Schneeflocke in ihrem Haar verirrte. Klara stand auf und tanzte, bis eskräftiger zuschneien begann. Dann ging sie fröhlich lachend zu Lino zurück.
Lino
Lino saß immer noch auf der Bank und grübelte über die Frage von Klara, alses plötzlich neben ihm auf der Bank kalt wurde. Er schaute zur Seite underschrak derart, dass er sich kurz darauf auf dem Boden wieder fand. Auf derBank, saß ein Pinguin aus Schnee. „Ja mein Junge, du siehst richtig. Ich bineine Schneefigur, die dein Freund Tom für dich gebaut hat.“, grinste derSchneepinguin. Lino erholte sich schnell von seinem Schrecken und fragte: „Dusagtest, Tom hätte dich für mich gebaut, und warum? Um mir einen Schreckeneinzujagen? Oder wozu?“ „Warum bist du so gereizt? Tom wollte dir einbesonderes Geschenk machen. Nur für dich. Für einen besonderen Menschen.“Lino antwortete: „Quatsch, ich bin nicht gereizt. Ich hatte mich einfach nurerschrocken. Das ist alles.“ Er schaute den Pinguin von der Seite an. „Na, lassenwir das.«. sagte er. »Mein Name ist Jimmy. Aber alle meine Freunde im Schlossnennen mich einfach nur, Jim. Und wer du bist, weiß ich ja“, meinte der Pinguinaus Schnee lächelnd. Die beiden unterhielten sich noch eine Weile, als Tom miteinem Grinsen näher trat. Er schaute Lino abwartend an, bevor er meinte: „Wieich sehe, hast du Jim kennengelernt. Das freut mich. Wo ist eigentlich Klara?Und wann gehen wir ins Schloss?“ Lino wollte gerade antworten, da trat Klarazwischen zwei Tannenbäumen hervor. Sie blieb überrascht stehen undbeobachtete die Versammlung zunächst aus einiger Entfernung. “Hallo, du bistwahrscheinlich die, die mit dem Winter sprechen kann. Oder?“, rief ihr Jimmyzu und lächelte mit seinem sein Pinguinlächeln. „Du kannst ruhignäherkommen. Ich beiße nicht.“ Sie zögerte noch einen kurzen Moment und tratweiter vor. Tom lächelte sie strahlend an und Klara lächelte zurück. „Nun, jetztwo wir wieder vollzählig sind, würde ich vorschlagen, dass wir ins Schlossgehen“, sagte Jim und zeigte mit einem Flügel auf die Burg Winterbrück. Linostarrte mit weiten Augen hinüber zur Burg. Tom jubelte und klatschte sich mit
Jim, der einen Flügel hob, ab. Nur Klara schien sich nicht zu freuen. Sie hatteandere Sorgen, die sie plagten. Alle schauten zum Schloss und stapften los.Immer mit dem Gedanken im Kopf, dass bald Weihnachten ist.
Schloss Winterbrück
Neben dem muschelgesäumten Weg, standen mehrere Schneepinguine undbewachten ihn. „Hey Jim, sind das deine Geschwister?“, fragte Lino denSchneepinguin, der neben ihm her watschelte. Er antwortete so leise, dass Linosich zu ihm beugen musste: „Ja, das sind sie und sie sind sehr eifersüchtig aufmich. Ich kann ja sprechen und mit dem …“ den Rest des Satzes verstand Linonicht. In dem Moment rauschte ein Schlitten lautstark an ihnen vorbei undblieb etwas weiter hinten stehen. Ein Junge sprang von dem Fahrzeug und kammit schnellen Schritten auf die Gruppe zu. „Max, was machst du denn hier? Ichdachte, du bist bei den Schneefiguren?“, rief Tom dem Jungen entgegen. Derdrückte Tom einen Zettel in die Hand. „Da war ich auch. Doch dann rief michder Weihnachtsmann ins Schloss, um dir oder dem Mädchen diese Nachricht zugeben.“ antwortete Max außer Atem. Tom reichte den Zettel an Klara weiterund sagte zu Max: „Danke für die Nachricht. Weißt du, was da drinnen steht?“Der Junge schüttelte den Kopf und wollte etwas erwidern. Aber Lino kam ihmzuvor: „Du sagtest, der Weihnachtsmann. Also mich überrascht hier mittlerweilenichts mehr. Der lebende Beweis, dass es den Weihnachtsmann tatsächlich gibt,steht neben mir. Und er kann sprechen.“ Klara las den Brief mit strahlendemGesicht mehrmals durch. „Auf. Auf in die Burg. Wir werden erwartet“.
Nach einigen Abzweigungen standen sie vor Schloss Winterbrück. „Wohinjetzt, oh du große Winterflüsterin?“, fragte Lino gereizt. „Also erstens heißt dasnicht Winterflüsterin, sondern Wintersprecherin oder Wintergängerin. Undzweitens, klopfen wir an. So wie sich das gehört. Und dann sehen wir weiter“,erwiderte Klara gelassen. Tomm bewunderte ihre Direktheit und Gelassenheit.Er klopfte mit einem Türklopfer aus Eis, der den Kopf von Jimmy zeigte. Esgeschah jedoch nichts. Das Tor blieb geschlossen. „Klopf nochmal. Aber mitdeiner Faust. Das Schloss ist ja riesig. Da kann es schon sein, dass das niemandgehört hat.“, sagte Lino ungeduldig. „Dann klopf du doch!“, antwortete Tomgereizt. Klara ging diplomatisch dazwischen. „Jungs, immer mit der Ruhe, ichklopfe.“ und Lino verdrehte die Augen. Tom lächelte Klara dankbar an, während
der Schneepinguin etwas abseits stand und eine Wolke, die wie ein Fischaussah, betrachtete. Klara schaute das Tor herausfordernd an. Sie hob beideArme über den Kopf, murmelte etwas Unverständliches und ließ sie ruckartignach unten fallen. Lino erschrack, als sich das Tor, wie von alleine öffnete.„Tretet ein oder wollt ihr lieber Wurzeln schlagen?“, fragte Klara mit einemLächeln. Die beiden Jungs klappten ihren Mund zu und alle schritten durch dasprächtige Eingangstor.
„Und jetzt?«, fragte Lino. »Da stehen uns acht Türen zur Auswahl. Welchesollen wir nehmen?“ Klara zeigte auf eine Tür, die nicht nur am weitesten wegwar, sondern auch eine Zeichnung hatte. Tom ging voraus, und blieb erstauntstehen. Er sagte: „Das ist auf jeden Fall, die richtige Tür. Sie zeigt denWeihnachtsmann auf einem Schlitten, der von Rentieren gezogen wird.“ Klaramachte eine Handbewegung vor ihrem Mund und sie hörten alle, ein lautes„Herein!“. Tom öffnete die Tür und sie standen in einem sehr immens großenRaum, der weihnachtlich geschmückt war. Am Boden lag Schnee und hoch obenan der Decke hingen viele Lichtkugeln, die in allen Farben leuchteten. In derMitte des Raums, stand ein prächtiger Tannenbaum, der noch schöner war, alsjene, die Lino und Klara am Verkaufsstand gesehen hatten. Neben dem Baumstand ein großer Stuhl, auf dem ein noch größerer Mann mit weißem Bart saß.Er lächelte sie freundlich an. „Ich heiße euch in meinem kleinen, aberbescheidenen Heim, willkommen“, lachte er. »Ich möchte euch gerne etwas mitauf eurem weiteren Weg geben, das ihr alle verdient habt. Ihr seid etwas ganzBesonderes.“ Der Weihnachtsmann erhob sich vom Stuhl und Lino wusste,woher er den Mann kannte. Er hatte wie eine Statue neben dem Verkaufsstandder Tannenbäume gestanden und Tom und ihn beobachtet. Nun trat er zu einemdicken Sack und hob ihn vom Boden. Dann ging zurück zum Stuhl, setzte sichwieder und nachdem er in den Beutel gegriffen hatte, sagte er leise: „Lino undmein alter Freund Jim, kommt bitte zu mir.“ Die beiden traten nach vorne undblickten ihn schauten erwartungsvoll an. „Jim, du bist bislang immer meinbester Freund gewesen. Aber ich möchte, dass du Lino ab heute begleitest undihn bei all dem, was er in der Zukunft anstellen möge, unterstützt.“ Der Mannräusperte sich und fuhr fort. „Und ich möchte, dass du mich, deinen altenFreund, auch wieder mal besuchen kommst.« Dann zog er seine Hand in wiederaus dem Sack und reichte Jim einen kleinen gegenstand. „Das ist einKältegefäß. Trage es stets bei dir am Körper. Es wird verhindern, dass duschmilzt.“ Jim bedankte sich und betrachtete das Geschenk. Es war ein
Eiskristall, in dem sich langsam eine große Schneeflocke drehte.
„Nun zu dir Lino“, sagte der Weihnachtsmann lächelnd. »Du und Tom, ihrbekommt einen Winterrufer. Damit könnt ihr jederzeit in diese Welt und wiederzurück in die eurige springen“. Dann zog er einen fast identisch aussehendenKristall aus dem Beutel. In dem war jedoch keine Schneeflocke, sondern dieBurg zu sehen. Tom und Lino bedankten sich ebenfalls und traten zur Seite,damit Klara vortreten konnte. „Na, wen haben wir denn da?“, meinte der Mannmit dem weißen Bart und griff in den Sack. „Natürlich habe ich auch etwas fürdie Wintergängerin.“ Er zog langsam seine zur Faust geballte Hand aus demBeutel. »Was meinst du, was ich hier für dich habe?“ Klara zuckte mitfragendem Gesicht die Schultern. Der Weihnachtsmann lachte und öffnete dieFaust.
Zu Hause
Zurück im Sandkasten, zeigte Klara, was der Weihnachtsmann ihr geschenkthatte. Alle drei starrten wie gebannt auf Klaras Hand. Es war ein Anhänger ausEis in Form eines Tannenbaumes. Und in diesem war ein Bild eingebettet, dassie und Tom lächelnd vor Schloss Winterbrück zeigte. Jim murmelte: „Das istwirklich ein sehr schönes Geschenk.“ Lino boxte seinem Freund gegen den Armund meinte grinsend: „Ich habe es gewusst. Lege es deinem Mädchen um denHals. Das wird ihr besser stehen, als in der Hand.“ Tom trat vor und lächelteKlara strahlend an. Er nahm die Kette, legte sie ihr um den Hals und küsste sie.Ihre beiden Freunde klatschten und sprangen vor Begeisterung in die Luft. FrauKellermann blickte nochmals aus dem Fenster. Sie konnte gerade noch sehen,wie das fremde Mädchen, um die Hausecke verschwand.
Ende
Wahre Freunde zu finden und die dann auch über Jahre hinweg zuhalten, istsehr schwer. Lino und Tom sind auch nach vielen Jahren die allerbestenFreunde. Auch Klara und Jim sind ihre Freunde. Auch diese Geschichte sollGlück, Zufriedenheit, Freude, Liebe und natürlich auch andauerndeFreundschaft vermitteln.

Geschenktipp

Zwei Bücher hat unser Arbeitskreis gemeinsam verfasst. diese sollten unter keinem Weihnachtsbaum fehlen.

  1. Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt ist der Titel unserer neuen Anthologie, die im Oktober 2023 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook auf dem Buchmarkt erschienen ist.
  2. Farbenfrohe Dunkelheit
    ist der Titel unserer mittlerweile zwei mal preisgekrönten ersten BLAutor-Anthologie, die 2022 im Edition Paashaas Verlag als Taschenbuch und iBook erschienen ist und als Hörbuch produziert wurde und bei den Hörbüchereien für blinde Menschen ausgeliehen werden kann.

Auch auf diesem Weg bietet BLAutor seinen Mitgliedern die Möglichkeit, ein eigenes Werk auf dem Buchmarkt zu präsentieren.
Mit dem Kauf dieser beiden Anekdoten unterstützen sie die Arbeit unseres Arbeitskreises.
Und nun kommt noch ein Hinweis auf einen Adventskalender der besonderen Art:

Der Blindnerd-Adventskalender

Unser blindes Mitglied Gerhard ist blinder Hobbyastronom und das einzige blinde Mitglied der Deutschen Astronomischen Gesellschaft. Seit sieben Jahren führt er den Blog Blindnerd.de. In diesem Jahr widmet sich sein Adventskalender Frauen aus wissenschaft und Astronomie, denn Frauen sind in diesen Arbeitsfeldern bis heute unterrepräsentiert.
Der Blautor-Adventskalender und der Blindnerd-Adventskalender sind überkreuz verlinkt, so dass man von jedem aus zu den jeweiligen Türchen des anderen springen kann.
Mit
diesem Link gelangen Sie und ihr auf diesen etwas außergewöhnlichen Weihnachtskalender.