Im Rausch

Im Rausch

Anneliese Useldinger

Es geschah vor etlichen Jahren, als ich noch wanderfähig und trinkfest war. An einem herrlichen Septembernachmittag hatten wir in einer kleinen Gruppe das prächtige Waldgebiet rund um das Harzsanatorium für Blinde in Osterode durchwandert und wollten uns am Abend davon ausruhen und unseren Durst stillen. Ich hatte mich verliebt und war verführbar, wenn es hieß: ein Stonsdorfer – herber Kräuterschnaps -, ein Bier! Und so ging es weiter, ich zählte weder die Schnäpse noch die Biere, bedenkenlos überschritt ich meine Alkohol-Fassungsgrenze und ließ mich einfach treiben. Der Hausvater kam kurz vor halb elf am Abend und mahnte die Kurgäste, sich bald zur Bettruhe zu begeben. Glücklicherweise kontrollierte er unseren Abgang nicht, so verschoben wir ihn leichtsinnig und atmeten erleichtert auf, als er die Cafeteria verließ. Gewonnen! Wir plauderten und tranken weiter und genossen die abendliche Freiheit. Irgendwann nach Mitternacht wurde es denn doch Zeit, unsere Schlafplätze aufzusuchen.

Der nächste Kurtag begann früh: 6 Uhr musste ich in der Bäderabteilung erscheinen und mich in die voll laufende Wanne begeben, es war ein Fichtennadel- oder Rosmarienbad, genau weiß ich es nicht mehr. Mein Kopf war schwer wie nie zuvor, und kaum im Bademantel, suchte ich die Toilette auf um mich zu erbrechen. Dann kam die Massage. Während Masseur oder Masseurin meinen Rücken kräftig durchknetete, sehnte ich mich nur nach dem Ende dieser Behandlung, die mir in meinem Katerzustand wie eine Folter vorkam. Endlich wieder frei, und schnell wieder ins Bett. Es war mir, als hätte ich eine Woche nicht geschlafen. Das Frühstück war mir so egal, aber nicht meinem Saufkumpanen und Saufkumpaninnen. Die stürmten im mein Zimmer und wollten mich unbedingt mitnehmen zum Speisesaal. Ich fragte mich, wieso diese Menschen keinen Kater zu haben schienen, die hatten doch auch gesoffen gestern Abend, warum nur ich? Als ich nicht auf ihre Aufforderung reagierte, fragte mich Lydia: „Hast du dir in der Nacht was getan?“ Was sollte ich mir getan haben? Da sagte sie: „Du bist doch im Flur hingefallen“. Davon wusste ich nichts, da war wohl der Film gerissen; aber bin ich denn allein in mein Zimmer gekommen? Oder war der Film doch nicht ganz durchgerissen? Ich war viel zu müde, um diese Frage zu klären. Nur in Ruhe gelassen werden und schlafen, nichts anderes kam mir in den Sinn. Endlich verließen die Mitsünder mein Zimmer. als ich auch nicht zum Mittagstisch erschien, da kamen sie wieder, und diesmal machten sie Ernst. Ein massiver Kitzelangriff schmiß mich aus dem Bett, aber aufstehen wollte ich immer noch nicht. In meinem Brummschädel hallte nur ein Wunsch: Macht euch fort, lasst endlich nach und haut ab! Das taten sie dann auch mit der Einsicht, dass ich absolut nicht mehr zu gebrauchen sei. Ich rappelte mich auf und kuschelte mich ins Bett. Endlich wieder Ruhe. Nein, ich hatte mir nichts getan – man sagt! Kinder und Besoffene fallen entspannt, ohne sich die Knochen zu brechen. Das habe ich mir bis ins hohe Alter bewahrt, auch ohne Suff!

Die Stunden verrannen, und ich erholte mich in Morphus‘ Armen. Da plötzlich fiel mir ein, dass ich um 16 Uhr mit einem befreundeten Ehepaar verabredet war, um nach Hohegeiß zu fahren. Jetzt konnte ich aufstehen und mich ausgehbereit machen. Pünktlich um 4 Uhr traf ich meine asketischen Freunde, die nichts von unserem Saufgelage mitbekommen hatten, und wir fuhren los. Die lange Ruhepause hatte sich gelohnt. Mein Schädel hatte aufgehört zu brummen, das Leben war wieder lebenswert. In Hohegeiß waren wir in einem rustikalen Restaurant zum Abendessen angemeldet. Gerade vor einer halben Stunde hatte der Chef des Hauses ein paar Forellen im nahen Bach gefangen, und die durften wir nun verzehren. O, ich konnte wieder essen! Forelle – ganz frisch – blau, Kartoffeln und etwas Salat, ja das war für mich fast wie ein Wunder, ein Hochgenuss.

Mein Magen revoltierte nicht mehr, auch nach einem Glas Wein nicht. Ich war wieder unter den Lebenden, dem nicht mehr munteren Fischlein sei Dank: Stonsdorfer Kräuterschnaps ist seitdem tabu für mich, Bier in Maßen schon bald wieder möglich. Aber so ein ausgewachsener Kater darf nie wieder Gewalt über mich erlangen. Ich habe meine Lektion gelernt: Alkohol ist nur dann gefährlich, wenn der Mensch sein Maß vergisst.

(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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Herbstlaub

Herbstlaub

Anneliese Useldinger

Ein helles Zweiglein halte ich in meiner Hand,
sind sieben Blätter in verschied’nem Farbgewand
das ihnen hat gegeben Herbst, der große Maler,
und auf der Erde liegen viele bunte Blättertaler.

Rings drum herum noch dunkles Grün sich breitet,
es ist noch stark, wird später erst zum Fall bereitet.
Ein leuchtend Rot dazwischen mischt sich ein,
das Braun und Gelb ergänzt die Pracht im Sonnenschein.

(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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Gerüche sind mächtige Zauberer

Gerüche sind mächtige Zauberer,

die uns um Jahre zurück versetzen können.

Ein Spruch von Helen Keller

Anneliese Useldinger

Gerüche sind ein weites Feld,
in dem Erinnerung kräftig schwellt.
Sind fest verankert tief im Kopf
und wie versammelt im Riesentopf.

Und weil es sind der Sorten viele,
nehm ich nur paar heraus zum Ziele.
Früh lernt ich kennen uns’re Katzen,
die manchmal auch ein bisschen kratzen.
Gern steckt ‚ich meine Nas‘ ins Fell,
ob schwarz, ob weiß, gestreift, ob hell.

Heut habe ich nur ’ne Katz aus Plüsch,
fad Stoffgeruch und gar nicht frisch,
ist kein Vergleich zur Katz, die lebt,
ihr Duft noch oft im meiner Nase schwebt.

Bei uns’rem Hund ich ließ es sein,
der draußen stank nur, war nicht rein.

Die Oma hat‘ ’nen Hühnerstall,
da roch es warm und auch ganz drall.
Im Nachbarstall ein Einzelschwein,
auch das roch gut, wenn auch nicht fein.

In spät ‚ren Jahren dann ich fand
den gleichen Duft im Bioland,
wo auch ohn‘ chemisches Gemisch
die Tiere dort ernährten sich.

Leicht anders roch Omas Ziege,
besonders wenn voll war ihre Wiege.
Ich durft ‚ sie melken schon als Kind,
der Milchduft heut‘ noch Freude bringt.

Einst fürcht‘ ich mich vor Mutters Droh,
drum rasch ich auf zur Tante floh,
verstand sehr wohl mein knapp‘ Entrinnen,
ließ dunkelrote Tropfen rinnen
in Gläschen klein den roten Wein
und reicht‘ es mir die Nase fein,
zuerst den herben Duft erschließen
dann erst den Schluck ich konnt‘ genießen.
Sie weckten in mir, Wein zu lieben
und das ich tu noch heute üben.

Die Küche von Gerüchen voll.
Davon den einen find‘ ich toll:
wenn frischer Fisch in Pfanne schmort,
dann bleib‘ ich gern an diesem Ort.

Ganz anders ist Geruch der Pferde.
Wenn stramm sie gehen, rollt zur Erde
mit Dampf ein Haufen Äpfel vom Roß,
die Oma schaufelt sie in Gartens Schoß.

Der Krieg begann, mit ihm die Flucht.
Der Zug entgleist, da ward gesucht,
wo mit uns hin bis Weiterfahrt,
ein Dorf zum Lager für uns ward.

Da schlief ich dann zum ersten Mal
auf nacktem Stroh, es war’ne Qual.
Und der Geruch der weckt die Pein
der einen Nacht, mehr sollt‘ nicht sein.

Am nächsten Tag der Reis verbrannt,
und der Gestank mir noch bekannt.
Dann kamen Bomben laut mit Schrecken,
Zerstörung brach aus allen Ecken.
Geruch von Schwefel, Dreck und Staub,
der macht das Riechorgan ganz taub.

Doch lieber denk‘ ich an den Garten,
wo viele Düfte auf mich warten,
von Rosen, Lilien und Holunder
gern ich erinnere mich ihrer Wunder.

(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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Gerüche sind mächtige Zauberer,
die uns um Jahre zurück versetzen können. (Helen Keller)

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Freund Hörbuch

Freund Hörbuch

Anneliese Useldinger

Das, was heut du kannst besorgen,
so leicht verschieb’ es nicht auf morgen!
Es gibt jedoch gewisse Dinge,
die hindern, dass der Spruch gelinge.
Ich sollte fahren mit dem Bus
und kaufen, was ich haben muss.
Das Hörbuch auf Kassett’ recorder,
das gab mir flugs ne and’re Order.
Es war so spannend, interessant,
dass ich da weg den Weg nicht fand.
Dann stand das Faultier in mir auf
und setzte dem auch noch eins drauf.
Zu Haus zu sein, ach, ist das schön!
Kein Grund mehr da, um weg zu gehen.
Als Dritter sich noch zugesellt
der trübe Tag, da Regen fällt.
So kam mein Alibi zustand,
auf dass ich mich dem Freund verband.
Und mit Verschieben meiner Pflichten
ich lauschte gierig den Geschichten;
war nur gespannt, wie’s weitergeht
und ob der Held auch das durchsteht.
Was scherte mich mein Tagesplan,
der hat zu warten. Doch nun voran
mit diesem Hörbuch kriminell,
das muss zum End ich hören schnell!
Den guten Freund lässt man warten nicht,
vor ihm fällt and’res nicht ins Gewicht,
zumal ein Sprecher höchster Güte
versteht zu fesseln mein ganz’ Gemüte.
So geht dahin ein Regentag
mit Freund im Ohr, ohn’ Einkaufsplag!

(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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Ein vergessener Turnschuh

Ein vergessener Turnschuh

Anneliese Useldinger

Zwei Turnschuh‘ gehn auf große Reise
mit ihrem Herrn, der freut sich leise,
daß er mit ihnen gut kann gehen
an Kegelbahnen, um zu sehen,
wie haufenweis‘ die Kegel fallen,
mit 9 und 8 zu Boden knallen.

Und siegen will er, sei der Beste
und laß den andern vier die Reste,
die Bauern rechts und links da sind
und Stina höchstens noch mit Kind.
Doch glücke ihm 9, 8 und 7,
das sind die drei, die Kegler lieben.

Die Spieler treffen pünktlich ein
und jeder trägt die Turnschuh‘ sein.
Doch einem ist etwas passiert,
was Kegler ganz enorm geniert:
Das Turnschuhpaar hat er getrennt,
nur einer in dem Rucksack hängt.

Wo ist der andre bloß geblieben,
wo hat der sich denn rumgetrieben?
Oh weh, was macht der Kegler nun,
wo kriegt er jetzt zwei gleiche Schuhn?

Er klagt der Grupp‘ sein Mißgeschick
und hat auf Anhieb großes Glück.
Von Kamerad‘, des Schuhgröß‘ stimmt,
er freudig dessen Turnschuh‘ nimmt,
nachdem als zweiter der war dran,
so zieht der andere sie jetzt an.

Doch mit dem Glück will’s nicht gelingen,
die Bahn zu glatt, zur Seite schwingen
die Kugeln, auch beim grad‘ ansetzen
sie oben aus der Fuhre wetzen.

Ihn quält die Frage immerzu:
Wo hab ich bloß den andern Schuh?
Trollt er vielleicht da unterm Bette
in dem Hotel – drum geht die Wette.
Kann sein, er ist in Bonn geblieben,
beim Packen blieb er einfach liegen?

Der Kegler gibt sich ein Versprechen:
Nie mehr Schuhpartnerschaft zu brechen.
Drum bind‘ er sie an den Schnüren fest,
so daß der ein‘ nicht vom andern läßt.

Die Turnschuh‘ sind nun hoch erfreut,
erspart bleibt ihnen das Trennungsleid.
Verbunden selig sie nun warten,
wenn’s wieder heißt: Zum Turnier wir starten!

(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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Ein Langstock geht allein auf Reisen

Ein Langstock geht allein auf Reisen

Anneliese Useldinger

Ein Langstock geht allein auf Reisen
Da kommt ein Blinder angewetzt
zu einer U-Station in Bonn,
wo er seit langem vereinbart schon
mit Kamerad, auch blind mit Stock.
Doch dem passiert’s, dass mit Geschickes Mächten
bekanntlich ist kein Bund zu flechten.
Der Fahrer vom Dienst bringt ihn nicht nach dort –
Verkehrsspitze Freitag, sonst wär der Zug fort.
Der landet woanders, steigt gleich in Linie S ein
und hofft sehr, es möge der erste richtig umgestiegen sein,
um zu finden rechtzeitig den Gruppenrest,
zum Westerwald geht es, zu einem Wanderfest.
Der erste wie ein Rufer in der Wüste einen Namen brüllt,
keine Antwort kommt wieder, alles ist in Schweigen gehüllt.
Da erfassen seine Lauscher ein bekanntes Geräusch:
der Zug kommt näher und Verzweiflung zugleich.
Es drängt zur Entscheidung: einsteigen oder nicht,
allein oder in Begleitung? Nein, allein will er nicht.
Doch plötzlich da reißt ihm der lange Faden
des Wartens und Zögerns entzwei; seinen
Stock schwingt er türwärts, mit Eile geladen.
Jetzt will er mit, sei es, wie es sei! Aber ach zu
schnell geht’s klapp, klapp, alle Türen schlagen zu,
Mann draußen, Stock halb drinnen,
er zieht, doch kein Entrinnen
des Stocks aus der Tür zu gewinnen.
Er läuft und zieht noch fünf Schritte mit,
doch ab zischt die Bahn, nur der Stock fährt mit,
vom Fahrtwind umschmeichelt, bis zur nächsten Station.
Alle Schlünde reißen auf nach einer Minute schon,
und haltlos er sich zu Boden senkt.
Ob ihn da jemand auffängt?
Wenn nicht, dann purzelt er unsanft auf den Asphalt,
mag sein, erst auf den Schienen findet er Halt.
Zu kurz war die Reise, zu jäh dann der Fall,
die Zugtür zu enge, zu hart dann der Knall.
Nach beendeter Reise der stocklose Mann,
der bittet den Schaffner, und der tut was er kann.
Sie suchen und fahnden auf den Schienen zu Hauf,
doch der Stock bleibt verschollen, taucht nimmermehr auf!

(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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Die Miezekatz

Die Miezekatz

Anneliese Useldinger

Die Miezekatz, die wird bald jungen,
sie kam vor kurzem aus der Eifel gesprungen
in neue Heimat der Berge sieben,
wo sich potente Kater rumtrieben.

Das war neuer Herrin nicht bekannt,
und Katz, wie gewohnt, durch die Gegend rannt‘.
Es schien, als habe sie zugenommen,
das könnte vom besseren Futter herkommen.
Doch Herrin schöpfte noch keinen Verdacht,
weil sie die Katz sich als Kater gedacht.

Der Bauch wird dicker, schon gut zu sehen,
da endlich der Herrin die Augen aufgehen.
Sie richtet der Katz das Wochenbett,
die weiter gedeiht, wird dick und fett.

Doch soll es noch dauern eine Weile,
das Korbbettchen hat noch gar keine Eile.
Zu Ostern war es noch nicht so weit,
zu Pfingsten, ja, das war ihre Zeit.

Die Waldkatze aus dem hohen Norden,
nun ist sie ’ne glückliche Mutti geworden:
mit einem Wurf gleich sechs der Kleinen,
die Hälfte davon rotfussig erscheinen.

Die vierte sieht aus wie Mama selbst war:
dreifarbig das Fell und mit Langhaar;
die fünfte bescheiden, nur in schwarz-weiß,
die sechste tiefschwarz, und das war der Preis,
den wollte sie gern nur für sich behalten.
Doch alle die fünf Tiere gut zu verwalten,
das war entschieden des Guten zuviel.
Schwarz Katerchen ihr so gut gefiel.

Es ist gar nicht einfach, heute zu finden,
die richtigen Leute, die gerne sich binden
an haariges Haustier mit Schmuseabsichten.
Nur vier von sechsen konnten flüchten
in neue Umgebung mit gefahrlosem Auslauf.
Das eine der Kätzchen, das wartet noch drauf.

“Pass auf“, sagte ich neulich mit Ernst zu ihr:
„bedenke, Katz-Mama ist doch nur ein Tier,
hat nie was gewusst von Nachwuchsverhütung,
erwartet vielleicht noch sogar ’ne Vergütung
für nächsten und übernächsten Kindersegen.
Drum sei es dir möglichst bald angelegen,
mit deiner Katze zum Tierarzt zu fahren,
auf dass er richtet, nächsten Wurf zu ersparen.

Die Katz hat ihr Allerbestes gegeben,
drum soll sie ohn‘ weiteren Anhang nun leben!“

(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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Der Turmbau zu Babel

Der Turmbau zu Babel

Anneliese Useldinger

Im Buch Moses taucht der Bericht über den Turmbau zu Babel auf, Gen. 11, 1 – 9.

Nachdem die Menschen das Brennen von Lehmziegeln und deren Verwendung als Bausteine erfunden hatten, sprachen sie zueinander: „Auf bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel und machen wir uns damit einen Namen. Dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen.“ Dass es anders kam, weil der Herr herabstieg und ihre Sprache verwirrte, die ihnen bisher verstehbar und geläufig war, das wissen wir aus den folgenden Versen der Bibel. Und als sie sie sich nicht mehr untereinander verstehen konnten, hörten sie auf mit ihrem Bauen und zerstreuten sich doch über die ganze Erde. Die Stadt wo dies geschah, heißt ab dann Babel, d.h. Wirrnis. Und diese Menschen, die sich über die Erde verteilten und zerstreuten, nahmen ihre Baulust mit und fingen woanders an: „Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze zum Himmel!“ So finden wir in allen Erdteilen Städte und Türme mit Spitzen oder Kuppeln, die nicht zu zählen sind. Was trieb und treibt die Menschen immer noch zu diesem Tun in allen Kulturen, alten wie neuen?

Charakteristisch ist der Ausdruck: „und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel“, woran sich die ursprüngliche Vermessenheit zeigt, das Aufbegehren der Geschöpfe gegen ihren Schöpfer, dem sie zeigen wollen, was sie können und dem sie näher und so sein wollen wie Er, ähnlich wie es schon vorher beim Fall der Engel passiert war. Es scheint fast unmöglich zu sein, die Demut des Geschöpfes und die rückhaltlose Anerkennung des allmächtigen Schöpfers nachhaltig anzuerkennen und zu bewahren. Durch die ganze Menschheitsgeschichte gibt es immer wieder solche Versuche hoch zu bauen mit Spitzen und Kuppeln und ähnlichem, um dem Himmel näher zu kommen, seien es die zahlreichen Pyramiden, nicht nur in Ägypten, sondern auch in Südamerika. Es wird sogar angenommen, dass auf dem Mars pyramidenähnliche Bauten entdeckt worden seien. Vielleicht stimmt es, dass Pyramiden ursprünglich Stätten des Gebets und der religiösen Andacht gewesen sein sollen, bevor sie zu Grabstätten der Herrschenden umfunktioniert wurden.

Aber auch Kirchen, Kathedralen, Klöster, Moscheen und Tempel folgen dieser Spur, vielleicht mit der großen Sehnsucht, in demütiger Verehrung und Liebe, Gott, Allah, Göttern oder Göttinnen näher zu sein. Andererseits treibt das Machtstreben vieler Erdenbürger sie immer wieder dazu an, neue Städte und neue Türme zu bauen, daneben Burgen, Schlösser und ähnliches mehr. Machtzentren wie z.B. das Weiße Haus in Washington, aber auch der Vatikan schmücken sich mit spitzen oder gekuppelten Türmen. Der Kreml in Moskau bietet eine reiche Auswahl an den verschiedensten Turmbauten, und das gleich mehrfach an einem Bauwerk: so hat die Basilius-Kathedrale nicht weniger als fünf der bunten Zwiebeltürme.

Die Mächtigen und Wohlhabenden dieser Erde haben sich oft mit hochragenden Türmen umgeben. Mit Spitzen und Kuppeln geben sie sich nicht zufrieden, nein, es müssen bis in den höchsten Stock benutzbare und bewohnbare Türme sein. Die verrücktesten Baustile werden dabei ausprobiert, sogar wie ein Korkenzieher gedreht hat es schon gegeben.

Das spektakulärste Beispiel in unserer Zeit waren die zwei Riesentürme nebeneinander des World Trade Centers in New York, die von Gegnern dieser monetären Protzerei am 11. September 2001 auf kriminell brutale Weise zu Fall gebracht wurden. Auch unsere Finanz-Bollwerke strotzen nur so von Hochhäusern mit viel Beton, Stahl und Glas. Kaum jemand denkt daran, dass mal der Strom ausfallen könnte, und wie viele Treppen wären dann zu bewältigen, um das so hoch gelegene Domizil zu erreichen? Ebenso wie die Bewohner von Küsten und Flussufern immer wieder neu siedeln und nicht bedenken, dass das Wasser steigen und in ihre Wohnungen dringen könnte, so werden auch immer wieder Hochhäuser in erdbebengefährdeten Gebieten und in der Nähe von Vulkanen errichtet. Die Menschen haben sich seit Noah nicht geändert. Warnungen vor höherer Gewalt durch Naturkatastrophen schlagen sie in den Wind, ganz so wie die Mitmenschen Noahs über dessen Archenbau spotteten, bis ihnen das Wasser am Halse stand, aber da war es zu spät. Türme mit Spitze oder Kuppel vermitteln ein Gefühl der Erhabenheit, wenn sie denn friedlichen Zwecken dienen. Daneben gibt es auch Türme des Schreckens, Verliese und Folterkammern, wie sie uns Heutige eventuell bei einer Besichtigung mittelalterlicher Schuld- oder Gefängnistürme manchmal schaudern lassen. Burg- und Schlossgespenster treiben sich vorwiegend in Türmen herum. Auch viele Menschen, die man nicht mehr haben wollte oder die versteckt werden mussten, fanden ihre traurige Zuflucht in Turmgemächern. Auch zweckgebundene Turmbauten gibt es noch jede Menge, z.B. die Kühltürme der Atomkraftwerke, graue Landmarken in schmaler Turmform, oder die wachsende Zahl der Bohrtürme, nicht nur zu Lande, auch zu Wasser auf den Ölbohrinseln, und es werden immer mehr, denn die Menschheit giert nach Energie aus den fossilen Brennstoffen. Bis in unsere Zeit gibt es noch Türme mit speziellem Zweck, so die Wachttürme zur Beobachtung von sich nähernden Feinden; auch in den KZs der Nazis gab es Beobachtungstürme, wie mir ein Freund nach dem 2. Weltkrieg berichtete, der noch entrinnen konnte. Wir kennen auch den Leuchtturm, der den Schiffen den Weg zeigt. Allerdings verlieren diese noch an den Küsten erbauten Wegweiser immer mehr an Bedeutung durch die fortschreitende nautische Technik. Im schönsten Flussabschnitt des Rheins zwischen Koblenz und Bingen steht auf einer kleinen Insel der „Mäuseturm“, ein nicht sehr hoher Turm, gut restauriert, nicht mehr in deutscher Hand, aber mit einer gruseligen Legende: Hierher soll sich in alten Tagen ein Bischof geflüchtet haben, der dort von Mäusen aufgefressen wurde. Die durch die Sprachverwirrung gebremsten Turmbauer von Babel haben sich ungeheuerlich vermehrt und werden wohl auch in Zukunft nicht nachlassen, immer neue Formen von Städten und Türmen zu bauen und damit nicht aufhören bis ans Ende der Zeiten. Immer werden ihre Bauten gen Himmel streben und danach trachten, andere an Höhe, Breite, Baustil und äußerem Glanz zu überbieten. Aber in Kriegszeiten sind sie die begehrtesten Ziele und leicht zu Fall zu bringen. Unvergessen sind die von dicken Rauchschwaden umwaberten Zwillingstürme in New York, in denen das große Geld hin und her geschoben wurde, nach ihrem Fall die riesigen Trümmerhaufen und die schreienden Menschen, die diesem Desaster zu entkommen suchten. Ist dies vielleicht eine späte Wiederholung des Turmbau zu Babel, eine noch viel härtere Strafe für das himmelansteigende Machtgehabe, dessen Betreiber nur den schnöden Mammon anbeten?

(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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Der Turmbau zu Babel

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Der Weinberg

Der Beinberg

Anneliese Useldinger

Mir träumt einmal von einem Berg,
der steil aufragt am Lengenbach;
drang an mein Ohr viel Weh und Ach,
begegnet mir ein alter Zwerg.

Den fragt‘ ich, was denn ist damit.
„Verrat´ den Grund mir dieser Qual?“
Der Zwerg schaut sinnend. ins Nagoldtal,
nach trübem Schweigen erfüllt´ mein Bitt’.

“Der Erikinger war ein Riese,
der einstens hauste dort am Hang,
wo jetzt die Burg steht, davor lang.
Er schaut herab auf Bach und. Wiese

und spioniert die Menschen aus,
forscht listig, ob sie Hochzeit machen,
dann schallt durchs Tal sein böses Lachen,
voll Gier er schleicht ums Hochzeitshaus.

Sein Ziel, das ist die junge Braut.
Er kennt die Zeit, wann er sie greift,
sie mit sich auf‘ den Hang dann schleift;
und eh im Tal das Klagen laut,

hat er verspeist das junge Fleisch.
Doch Knochen er nicht gern zerbeißt,
im Bogen übern Bach sie schmeißt,
da türmen sich Gebeine reich,

bis Beinberg ist daraus geworden.
Ach, hat er oft dies Spiel getrieben,
wie viele Bräuteknochen blieben
in diesem Berg nach all den Morden!

Kannst jetzt verstehen das Ach und Wehe
von soviel unerfülltem Leben,
dem hier ein Ries’ das End gegeben?
Doch geh hinauf auf Bergeshöhe.

Lass deine Aug’ und Ohren suchen
nach einem wunderschönen Schloss,
verborgen tief im Waldesschoß,
umstanden dort von sieben Buchen.

Dort eine Fee ganz heimlich wohnt,
den Erikinger konnt’ besiegen.
Sie zeigt dem Bräutigam, zu kriegen
den bösen Riesen mordgewohnt.

Sie trug ihm auf, die Braut zu hüten,
zu achten auf des Räubers Hand,
den Feenzauber blitzgewandt
statt seiner Braut ihr darzubieten.

Da quoll ein Seufzer, nie gehört:
aus Riesenmaul, des Fressers böse,
und mit fernalischem Getöse
ward endlich er durch Gift zerstört.

Die Menschen leben auf mit Freude,
bejubeln laut des Riesen Tod,
nun keiner Hochzeit Mord mehr droht,
die Bräut’ sich zeigen im weißen Kleide.

Doch ist dies Spiel zu lang gelaufen,
vergessen konnt’ es keiner mehr,
noch heute spricht man drüber sehr
von Erikingers Knochenhaufen!“

(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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Der Beinberg

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Der Bär Bruno

Der Bär Bruno

Anneliese Useldinger

Kaum ein anderes Tier hat nach dem Wolf die Fantasie des Menschen so stark angeregt und in seiner Kulturgeschichte eine so große Rolle gespielt wie der Bär. Als Symbol des Bösen, ähnlich wie beim Wolf, wurde er gnadenlos verfolgt und fast ausgerottet. Auch heute noch ist das Verhältnis zwischen dem schwachen Menschen und dem starken Bären von großen Gegensätzen geprägt und reicht vom Bild der reißenden Bestie bis zu Faszination und Verherrlichung, ganz besonders aber bis zum heiß geliebten Kuscheltier. Wer sich jedoch ohne Vorurteile diesem Tier nähert, sich mit seiner Lebensweise und den ökologischen Zusammenhängen auseinandersetzt, erfährt den Bären als sensibles und in seiner Vielschichtigkeit faszinierendes Wesen und unser Mitgeschöpf.

In der italienischen Provinz Trentino, im Val di Tovel lebte eine junge Bärenfamilie, in der es ziemlich turbulent zuging. Mutter Jurka freute sich und sagte: „Guck mal, wie unser erstes Junges springt, rennt und tollt, ein Prachtkerl, dieser Bruno! Er sticht ab von seinem Brüderchen, dem ist er weit überlegen. Der wird einmal ein starker Stammvater und wird unseren Bärenclan bereichern mit Kerlen wie er einer ist.

Ich werde ihm noch zeigen, wie und wo er die besten Leckerbissen ergattern kann, damit er schneller wächst und stark wird. Ja, da wird er Augen machen und seine geschickten Tatzen einsetzen. Und wenn er mal den Honig aus den Bienenstöcken geschmeckt hat, dann ist er der Feinschmeckerei so richtig auf die Spur gekommen und wird das so machen wie ich.“ Vater Joze, der diesem Bärenprolog ungeduldig zugehört hatte, erwiderte aufgeregt: „Aber Jurka, du gehst zu weit! Lass doch das Räubern sein! Futter gibt es genug hier im Wald, das ist sehr gut für uns und die zwei Jungen. Bedenke doch, dass die Menschen, die du schon so oft beklaut hast, vielleicht eines Tages die Wut kriegen und zurückschlagen! Denk mal darüber nach!“ Jurka rollte vergnügt ein paar Mal auf dem Waldboden herum und antwortete: „Papalapapp! Nicht alle Bären sind so dumm wie du. Probier doch auch einmal, einen Bienenstock zu plündern und am Honig zu naschen! Hm, das ist ein Genuss, nichts anderes kommt diesem gleich! Und die Menschen, die lassen uns gewähren. Sie kriegen ja etwas Geld dafür, dass wir sie schädigen, ja, und damit geben sie sich zufrieden.“ Joze fiel ihr ins Wort. „Bis auf einmal, glaub nur ja nicht, dass das immer so weitergeht. Eines Tages sind sie uns wieder böse und bringen uns um mit ihren Schießeisen, so wie sie es früher schon getan haben. Neulich hat mir ein alter Zwerg erzählt, dass es schon mehr als hundert Jahre her ist, als es hier Bären gegeben hat. Und das könnte bald wieder so sein, wenn du und andere und vor allem unsere Jungen weiter so ihre Bienenstöcke, Schafställe und Ziegenpferche ausräubern!“

Jurka leckte sich das Maul und schwärmte: „Ach ja, junge Ziegen schmecken besonders gut, und auch die Kaninchen sind nicht zu verachten. Und dazwischen mal ein Hühnchen zu rupfen, ja, das macht Spaß und tut so gut! Schau mal, wie unser Bruno sein Brüderchen herumwirbelt, er bleibt immer oben – der Kleine soll sich doch wehren, aber der hat nicht die Qualität des Erstgeborenen, vielleicht ein Spätzünder, wird sich noch machen; auch den werde ich mitnehmen zu meinen kleinen nächtlichen Überfällen und ihm die Leckerbissen zeigen.“ Da begehrte Joze auf und antwortete, jetzt noch erregter: „Soll ich dir erzählen, wie es mir mal ergangen ist, als ich auch so einen kleinen nächtlichen Überfall riskieren wollte? Da, wo wir ursprünglich herkommen, die Menschen nennen es Slovenien, da sind die Menschen etwas gewitzter als die hier. Vor ihren Schaf- und Hühnerställen deponieren sie abends, wenn ihr Vieh schon schläft, kleine Kugeln, die einen Höllenlärm machen, wenn man sie nur mit einer Tatze streift, das weckt natürlich alle auf, und wenn sich dann unsereins nicht gleich aus dem Staub macht, dann kommen die Männer mit ihren Schießeisen, und rechts und links neben dir knallt es. Das machst du nicht ein zweites Mal.“ Darauf erwiderte Jurka gelangweilt: „Och, du bist schon alt und hast keinen Mumm mehr. Aber die Menschen hier sind nicht so böse, die sind froh, dass wir wieder da sind und lassen uns gern mal eins ihrer Tiere oder den Honig. Oh, wir müssen auf unsere Jungen aufpassen. Wo sind die beiden?“ Der besorgte Bärenvater eilig: „Ich lauf sie suchen, sie können nicht weit sein. Bruno, Ferdi! Ah, da seid ihr ja! bleibt hier in unserer Nähe. Ihr seid noch zu klein, um durch den ganzen Wald zu rennen.“ Etwas weinerlich meldete sich Ferdi: „Aber wenn Bruno mich weiter so prügelt und zaust, dann gehe ich weg, ganz weit weg. Papa, sag du ihm doch mal, dass er sich lieber an Nachbars Jungen austoben soll, nicht immer an mir, bitte!“ Joze redete besänftigend auf seinen Ältesten ein: „Mach mal Pause, Bruno, lass deinen kleinen Bruder nicht immer so lange unter deinen kräftigen Tatzen schmoren! Such dir unter den Nachbarskindern einen Stärkeren aus zum Toben!“ Darauf Bruno ein bisschen beleidigt: „Ferdi muss das doch lernen, wie sich so ein Bärenkind wehrt und seine Muskeln stärkt!“ Vater Joze sagte darauf liebevoll: „Aber treib es doch nicht so toll!“ Als es dämmerte, nahm Jurka ihren Liebling mit auf ihrem Streifzug runter ins Dorf. Am Waldrand fanden sie drei Bienenstöcke, einen davon schmissen sie um, rissen die leichten Wände ein, und Jurka wusste genau, wo und wie sie an den Honig kommen konnte. Bruno naschte das goldgelbe Zeug zum ersten Mal und fand seine helle Freude daran, ja, das war nicht das letzte Mal, dass er so etwas herrlich Süßes schleckte? Dann wanderten die beiden weiter dem Dorf entgegen. Alles war still, Menschen und Tiere schliefen schon, niemand würde sich ihnen entgegenstellen. Auf einmal bellte ein Hund. Jurka lief wütend auf ihn zu, sofort erschrak und verstummte dieser Wächter und flüchtete in seine Hütte. Er gab keinen Laut mehr von sich aus Angst, die Bärin könnte ihn umbringen. So streunten die beiden Petze weiter und entdeckten einen Ziegenstall, wo gerade vor ein paar Tagen vier Zicklein auf die Welt gekommen waren. Das war das richtige Fressen und ein willkommener Anfangsschmaus für Bruno. Satt und zufrieden trabten Mama Petz und Söhnchen wieder heimwärts zu ihrem Bau im Wald. Da fiel Jurka auf, dass ein Familienmitglied fehlte und herrschte ihren Partner an: „Aber wo ist denn Ferdi, der Kleine, Joze, wo hast du den gelassen?“ Der gab gelassen zurück: „Ich dachte, den hast du auch mitgenommen. Oh weh, hat der wohl doch Ernst gemacht mit seinem Abhauen, wenn Bruno nicht Ruhe gibt?“

Tage vergingen, Ferdi wurde von den dreien gesucht, vergebens, keine Spur von ihm. Traurig gaben sie auf und warteten dennoch auf seine Rückkehr. Während Bruno ziemlich niedergeschlagen durch den Wald tappte, sinnierte er vor sich hin: „Schade, dass ich keinen Bruder mehr habe – ach, käme er doch wieder zurück!“ Ein Rascheln im Gebüsch schreckte ihn auf, er sah seinen Wunsch erfüllt und rief laut: „Ah, da bist du ja wieder, liebes Bruderherz! Wie gut, dass du zurückkommst, es war so langweilig ohne dich. Hab keine Angst, ich rolle dich nicht mehr so hart. Komm schnell mit zu Mama und Papa, die werden sich freuen!“ Jetzt erklärte ihm sein Bruder: „Ja, Bruno, wegen dir bin ich ausgebüxt. Weit weg von hier wollte ich mich niederlassen, halb tot vom Rennen. Aber da haben mich die Menschen gejagt. Schüsse knallten neben mir, es war schlimm. Nur gut, dass wir Bären schneller laufen können als die Hunde! Ja, eine ganze Meute haben sie hinter mir her gehetzt.. Aber mich kriegt doch kein Hund, nur vor den Menschen habe ich Angst, die können uns gefährlich werden. Bruno, bleib hier, geh nie fort von hier, glaub mir, nur hier im Adamello-Brenta-Naturpark sind wir Braunbären am besten aufgehoben. „Darauf antwortete Bruno: „Ja, das glaub ich dir, aber in ungefähr einem Jahr muss ich doch von hier weg, du kannst dann noch ein bisschen länger bleiben.“ Ferdi bestätigte das und sagte: „Aber der Adamello-Park ist groß genug, so dass unsereins ein neues Revier finden kann, meinst du nicht auch, lieber Bruno?“ Dazu meinte Bruno: „Das kann schon sein, aber ich weiß noch nicht, was ich dann unternehmen werde.“

Groß war die Wiedersehensfreude der Bäreneltern, als ihr Jüngster wieder aufgetaucht war. Sie hätschelten ihn und hörten aufmerksam seinen schaurigen Geschichten zu. Nachdem sich Ferdi gründlich ausgeschlafen und satt gefuttert hatte – Jurka brachte ihm ein paar Küken von ihren nächtlichen Eroberungen mit -, tollten Bruno und Ferdi im sommerlichen Wald herum und freuten sich ihres jungen und schönen Lebens. Bruno hatte sein Versprechen vergessen, seinen kleinen Bruder nicht mehr so hart herzunehmen. Immer öfter schrie dieser unter den harten Griffen seines Bruders. Da packte ihn wieder die Verzweiflung, und eines Tages verschwand er zum zweiten Mal. Jurka und Joze waren entsetzt, als sie sein erneutes Verschwinden bemerkten. Bruno wurde von beiden Eltern sanft ausgeschimpft, was sich dieser sehr zu Herzen nahm, aber dazu war es jetzt zu spät. Auch die nächtlichen Streifzüge mit der gefräßigen Mutter konnten ihn nicht darüber hinwegtäuschen, dass er nie wieder mit dem Brüderchen herumtollen konnte.

Ferdi kam nicht wieder zurück. Und da kam es Bruno in den Sinn, auch mal abzuhauen und auf Abenteuertour zu gehen. Schließlich war er doch nicht so ängstlich wie dieser Ferdi, und er würde wohl kaum in solche Gefahren kommen wie er. Außerdem konnte er noch viel schneller rennen als sein kleiner Bruder. So verschwand auch er aus dem italienischen Naturpark. Er wusste nichts von Ländergrenzen, nichts vom EU-LIFE-Projekt zum Schutz von Braunbären in der Brenta und von der Wiederansiedlung von Braunbären im Alpenraum und der Vernetzung der dort noch bestehenden Population. Auch vor den Menschen hatte er keine Angst, denn im Schlepp von Mama Petz war ihm bisher nichts Böses begegnet. So schlich sich Bruno klammheimlich davon, als die Eltern gerade ein Nickerchen machten, -und als er aus ihrer Sichtweite war, rannte er bergauf und bergab ohne Ziel, einfach der Nase nach. Gegen Abend fand er ein Dickicht, wo er sich verbergen konnte, und machte Halt. Hier könnte er endlich ausruhen, eine Mütze Schlaf nehmen und liegen bleiben, bis seine Kräfte wieder zurückkämen. Unverhofft kam eine Störung: sein Name wurde gerufen. Er wachte auf und fragte ärgerlich: „Was ist denn los, wer ruft nach mir?“ Eine heisere Frauenstimme antwortete: „Du hast dich in meine Obhut begeben, ohne es zu ahnen. Ich bin die Hexe Pandra und jetzt für dich verantwortlich. Ich sage dir: du bist zu früh von deiner Mutter weggelaufen, und du gehst einen falschen Weg.“ Bruno begehrte auf und schnaubte: „Was sagst du da von einem falschen Weg? Hier bin ich doch in Sicherheit, und du wirst mir wohl den richtigen Weg zeigen, oder?“ Die Hexe bejahte seine Frage halbwegs und fuhr fort: „Bleibe hier und laufe nicht so weiter wie bisher. Platz ist hier genug für dich und später für deine Familie. Warte, bis eine Bärin auch von weit her kommt und dich glücklich macht.“ Unwillig antwortete Bruno: „Aber ich will zu den Menschen und mich satt futtern an ihren Schafen, Ziegen, Hühnern und ihrem Honig von den Bienen. Meine Mutter hat mir gezeigt, wie das geht, und das gefällt mir!“ Zornig erwiderte ihm Pandra: „Und das wird dein Untergang sein, wenn du das so weiter treibst. Ja, dein Untergang! Ich habe die Vision: Da, wo du hin willst, werden dir die Menschen mit zwei Kugeln in Lunge und Leber dein schönes junges Leben auslöschen, es sind drei Männer, und sie zielen genau. Bruno, hör auf mich, noch ist es Zeit, ich bitte dich, hör auf mich, bleib hier und bescheide dich mit den Früchten des Waldes, die sind auch süß und nahrhaft, nur so bleibst du am Leben.“ Aber Bruno nahm die Warnung der Hexe nicht ernst und spottete: „Och, du siehst Gespenster, das kann doch nicht sein. Die Menschen lieben uns doch, weil wir so schön sind, und wenn ich sie ein bisschen beklaue, das nehmen sie mir doch nicht übel. In Brenta ist nie etwas passiert, höchstens hat mal ein Hund gebellt, aber den hat Mama schnell zum Schnauze-halten bekehrt. Ich glaube dir kein Wort. Du willst mich nur hier behalten, aber mir ist es hier viel zu einsam.“ Pandra gab beleidigt zurück: „Schade, dass du so unvernünftig bist und mir nicht glaubst! Ah, da sehe ich noch ein anderes Bild: Deine Mutter Jurka wird gefangen und bekommt eine kleine Maschine ins Fell eingesetzt. Damit können die Menschen beobachten, wo sie sich rumtreibt. Und wenn sie wieder auf Raubzug trabt, dann vergrämen sie sie mit Knallern und Schüssen, wenn sie das dann immer noch nicht lässt – ja, sie ist auch so unvernünftig wie du -, dann wird sich eines Tages so eine Kugel in ihren schönen Leib verirren.“ Darauf sagte Bruno: „Och, von sowas hat Papa auch mal erzählt, aber das ist schon lange her und war in einem fernen Land. Heute machen die Menschen das nicht mehr.“

Pandra sah, dass ihre Warnungen fehlgeschlagen waren und wurde sehr traurig, und das sagte sie nun zu Bruno: „Ich bin sehr traurig über deinen Leichtsinn, der dich das Leben kosten wird. Noch einmal ermahne ich dich, darüber nachzudenken und darüber zu schlafen. Vielleicht siehst du dann klarer und erkennst, dass ich recht habe.“ Bruno antwortete nun etwas freundlicher: „Ja, du meinst es ja gut mit mir. Jetzt muss ich viel Schlaf nachholen nach meinen langen Wanderungen, und dann sehen wir weiter. Hab Dank für alles und lass mich erst mal ausschlafen.“

Etwas erfreut über diese leichte Sinnesänderung bei Bruno sagte Pandra: „Nun denn, schlaf dich ruhig aus. Ich werde eine Sylphe bitten, dir im Traum meine Warnungen zu bestätigen, und ein Gnom wird in der Nähe bleiben und über deine Ruhe wachen.“ Laut gähnend erwiderte Bruno: „Nochmals Dank, Pandra, dann bis morgen.“

Der helle Vollmond strahlte noch am Nachthimmel, als Bruno erwachte und anhaltend gähnte. Da kam er ins Bewusstsein und sagte vor sich hin: „Oh, hab ich einen Hunger! Der helle Mond ist mir gerade recht. Ich muss mich auf die Suche nach einigen Leckerbissen machen. Lass die Hexe doch von ihren Früchten des Waldes faseln, die kriegt doch nicht so einen Hunger wie ich! Los jetzt, das ist die beste Zeit, und im Mondschein werde ich den richtigen Weg leicht finden. Ah, da unten bellt ein Hund den Mond an, da muss ich hin, denn da gibt es zartes Tierfleisch, ab und weg!“

Aber noch wachen Hexe Pandra war es nicht entgangen, dass Bruno wegrannte. So klagte sie: „Oh, du dummer junger Bär, du rennst in dein Verderben. Schade um dich, ach, wie schade, dass du meine Warnung in den Wind geschlagen hast!“

Bruno konnte es nicht lassen, in Ställe und Pferche einzubrechen, Bienenstöcke zu ruinieren und auch Menschen zu erschrecken. Seine fressgierige Mutter hatte ihn früh gelehrt, wie er leicht und ungestört an Feinschmeckerkost für Bären herankommen konnte und dass die Menschen das nicht verübeln würden. Doch das war ein kapitaler Irrtum. Hat ein Bär, Wolf oder Hund einmal damit angefangen, sich als Raubtier durchzuschlagen, so lässt er das in der Regel nicht mehr. Das Zusammenleben der Menschen mit solchen Raubtieren verursacht Störungen und Verärgerungen, die in einigen europäischen Ländern bereits zu Schutzmaßnahmen ohne Tötung der Eindringlinge geführt haben. Pandra hatte recht sowohl mit ihrer ersten wie mit ihrer zweiten Vision. Auch Jurka musste sich solchen Managementplänen beugen. Bruno ging auf seinen Streifzügen durch Österreich und Bayern einem harten, wenn auch vermeidbaren Schicksal entgegen. Vom 20. Mai bis 26. Juni 2006 riss er 31 Schafe, mehrere Ziegen, Kaninchen und Hühner, außerdem plünderte er drei Bienenstöcke. Das war zuviel. Oft töten solche Räuber auch dann noch, wenn sie schon satt sind, und dabei bleibt das Beutetier, kaum angefressen, liegen. So war die Wanderspur Brunos leicht, weil blutig zu erkennen. Während 48 Tagen und Nächten trieb er sein Unwesen in österreichischen und bayerischen Alpenregionen und verbreitete Angst und Schrecken. Schon hatten die Menschen eine Abkürzung für ihn parat: JJ1 – soll heißen: 1. Wurf von Joze und Jurka.

Es war nur allzu verständlich, dass die Menschen aufbegehrten in den Bergen Bayerns ob all der Frevel durch den ungestümen Bruno. Ein Gutsbesitzer, der etliche seiner Tiere verloren hatte durch das allnächtliche Räubern dieses fress- und reiss-süchtigen jungen Bären, suchte verzweifelt einen Förster auf und sprach: „Jetzt reicht‘ s! Der Bär muss weg. 14 Schafe und 5 Ziegen hat er mir gerissen, und das waren wohl noch nicht die letzten. Da muss was geschehen!“ Der Förster erwiderte beschwichtigend: „Ja, nun warten Sie es mal ab. Wir haben finnische Bärenfänger mit speziell dafür trainierten Hunden einfliegen lassen, die sind nicht billig! Und die sind ihm auf der Spur. Aber der Kerl ist nun mal zu schnell, da kommt kein Hund mit. Ich hoffe jedoch, dass es dieser Hundestaffel bald gelingen wird, diesen Bruno einzufangen, zu betäuben, und was weiter, das müssen wir dann sehen.“ Der Gutsbesitzer geriet mehr und mehr in Zorn und ließ diesem freien Lauf. „Dummes Geschwätz! Was werden wir sehen? Ich bin geschädigt, und jetzt reicht’s mir! Da gibt es nur eins: Abschießen, sonst nichts! Nur mit einer bayerischen Waidmannskugel ist diesem italienischen Räuber beizukommen. Unter uns: Ich geb Ihnen 500 Euro, wenn Sie ihn abknallen. Die Touristik wird es uns danken, denn die Gäste bleiben schon weg oder stornieren, alles nur wegen diesem Bruno!“ Nun packte der Zorn auch den Förster: „Aber so haben Sie doch noch etwas Geduld! Wenn die Finnen mit ihren Hunden das wirklich nicht hinkriegen, dann können wir wieder darüber verhandeln. In den anderen Alpenländern geht man schon neue Wege und lässt Bären und Wölfe leben. Vielleicht kriegen wir ihn ja und können ihn zumindest wegsperren. Im Bayerischen Wald ist genug Platz dafür!“ Der Gutsherr lenkte ein und sagte: „Nun denn, warten wir noch drei Tage, aber wenn er dann immer noch frei herumläuft, in Ställe und Bienenstöcke einbricht, dann ist Schluss damit!“

Drei Tage verstrichen, ohne dass Bruno gefangen wurde. Die Finnen machten weiter, konnten diesem kräftigen und listigen Räuber jedoch nichts anhaben. Ängstlich fragten sich die Bergbewohner, ob und wann es diesem Bruno womöglich noch einfallen würde, auch mal Menschenfleisch zu probieren? Dann trafen sich die beiden Männer wieder, und diesmal stimmte der Waidmann zu, den Bären zu erschießen. Die Aussicht auf ein schönes Stück Geld hatte Wirkung. Es beruhigte auch den Forstmann, dass eine vom WWF finanzierte 4000 Dollar teure Bärenfalle keinen Erfolg gebracht hatte. Ebenfalls waren die vier finnischen Bärenjäger, unterstützt von schwedischen und norwegischen Elchhunden, der Schläue und Lauffreudigkeit Brunos nicht gewachsen. Nicht genug damit: Neben einem fünften finnischen Bärenfänger kam noch ein Betäubungsspezialist aus Wien hinzu. Aber immer wieder büxte Bruno aus, so dass die Betäubungspfeile mit einem Spezialgewehr aus einer Distanz von nur 80 m nicht zum Einsatz kommen konnten.

In einer Ruhe- und Verdauungspause führte Bruno Selbstgespräche wie dieses: „Ha, ha, wie die hinter mir herhetzen, sogar mit ganz schnellen Hunden. Was für ein Spaß, dass sie mit mir doch nicht mithalten können, ja, ich bin immer der Schnellste!

Hinter diesem Hügel stand so ein komisches Ding, weiß nicht, was es ist. Aber Bruno ist helle, geht lieber um das Ding herum, wird nichts Gutes sein. Die Menschen hier sind anders als da unten bei Mama und Papa. Ich muss hier vorsichtiger sein und ganz gut aufpassen! Aber die kriegen mich auf keinen Fall. Oh, da schleicht einer am Wald vor der Felswand herum und guckt so genau hierher! Was will der von mir? Auuu!“

Kurz vor der Morgendämmerung knallten zwei Schüsse. Der junge Bär brach zusammen und starb. Erfreut rief der Förster aus: „Das haben wir, erledigt! Die 500 Euro kann ich gut gebrauchen. Aber wird der Gutsherr den Mund halten und mich nicht verraten? Das gibt bestimmt einen Aufruhr unter den Tierschützern und Naturfreunden, national und international. Oh weh, ich muss mich verstecken, bis wieder Gras über die Sache gewachsen ist. So, jetzt werde ich den reichen Herrn wecken und es ihm verkünden. Vielleicht lauert er ja schon auf das Klingeln. Und jetzt nach Hause, das Weitere geht mich nichts mehr an, das sollen andere besorgen!“ Nachdem die Tötung Brunos bekannt wurde, schlugen die Wellen der Entrüstung hoch. Tierschützer, NABU und andere Organisationen und viele Bärenfans im In- und Ausland beschuldigten die Politiker; Rücktrittsforderungen wurden laut. Und dann kamen auch die Italiener mit ihren Forderungen. Wem gehörte denn eigentlich der tote Bär? Auch um sein Fell wurde gestritten. Aber das Land Bayern verteidigte sein Recht auf Bruno und wollte ihn ausgestopft neben dem zuletzt vor 170 Jahren erlegten Bären platzieren, und zwar im Naturkundemuseum „Mensch und Natur“ im Schloss Nymphenburg in München. Clevere Profiteure traten auf den Plan und lockten mit T-Shirts, Steiff-Bären, Gummibärchen von Haribo usw. zum Andenkenkauf in memoriam Bruno, der es zu weit getrieben hatte und deshalb sein junges Leben lassen musste. Der deutsche Papst Benedikt XVI. hat den Bären in sein Wappen aufgenommen und damit das Heimatrecht dieses in Bayern erlegten Tieres bestätigt.

Da sich die Bärenpopulation im Adamello-Brenta-Park inzwischen auf ca. 18 Tiere vergrößert hat – nach Umsiedlung einiger Bären aus Slovenien -, steht zu erwarten, dass Bruno nicht der letzte Wander- und vielleicht auch Problembär in Bayern war.

Wird es dann zu einem erneuten Abschuss kommen, oder wird man die Schutzmaßnahmen ergreifen, die bereits in einigen Nachbarländern zur Sicherheit sowohl der Menschen als auch zur Erhaltung des Wildtiers Bär notwendig und bereits erfolgreich erprobt sind?

(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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Der Bär Bruno

BLAutor – Arbeitskreis blinder und sehbehinderter Autoren – www.blautor.de