David Rödle – Leseproben
Ehrliches Spiel
Eine Geschichte in 100 Worten
In sattem Grün leuchtete der Billardtisch. Peter wandte sich Hans zu.
„Weißt du, was ich an diesem Spiel liebe??“
„Keine Ahnung““
„Es ist die Spannung und die Gefahr, die nach jedem Stoß lauert.“
„Gefahr?“, fragte Hans amüsiert. „Kreideallergie, oder was?“
„Quatsch! „Bau du nur mal die Kugeln auf und dann wirst du schon sehen.“
Peters Anstoß krachte auf die farbigen Kugeln. Wie wild sauste alles Kreuz und quer, bloß die Weiße nicht.
Die flog im hohen Bogen durch die Luft. Prallte an die Stirn von Hans und ließ ihn taumeln.
„Sorry!“, sagte Peter schmunzelnd. „Weißt du jetzt, was ich meine!“
Feind – Yin und Yang
Mit geschickten Handgriffen bereitete Meister Chang die anstehende Tee-Zeremonie vor. Trotz seines hohen Alters bewegte sich der ergraute Mönch geschmeidig durch den mit Strohmatten ausgelegten Raum. Noch herrschte Stille, lediglich das Rascheln seines Kimonos und das Geklapper des Geschirrs waren zu hören.
Meister Chang kniete sich vor den gedeckten Tisch. Nur noch wenige Handgriffe und die Zeremonie konnte beginnen. Für den heutigen Anlass hatte er sich etwas Besonderes einfallen lassen. Er griff in die Innentasche seines Kimonos und holte ein Papiertütchen heraus. Vorsichtig kippte er den Inhalt in die Kanne und füllte weitere Teeblätter hinzu. Anschließend goss er heißes Wasser auf und ließ den Tee ziehen.
Es klopfte. Bruce, sein Schüler betrat den Raum und verbeugte sich respektvoll.
„Guten Morgen Meister!“
„Setz Dich zu mir mein Sohn!“ Meister Chang erwiderte den Gruß und deutete auf den Platz vor sich.
Bruce raffte die Kleider und kniete sich vor den Tisch.
„Ihr habt mich rufen lassen?“
„So ist es. Weißt Du was für ein besonderer Tag heute ist?“
„Nein Meister!“
Bruce sah auf und schüttelte den Kopf.
Wir feiern Deinen Übergang in ein neues Reifestadium.
Chang betrachtete Bruce aufmerksam.
„Du kennst inzwischen das Prinzip von Yin und Yang. Bisher lebtest Du im Yin. Wir förderten deine Stärken, kräftigten deinen Körper und stärkten deinen Willen. Kurzum, wir haben dich zu einem guten Menschen gemacht.“
„Das stimmt. Und dafür bin ich euch sehr dankbar!“ Bruce verbeugte sich und blickte erwartungsvoll auf.
„Doch jetzt ist es Zeit für das nächste Stadium, Zeit für Yang.“ Meister Chang lächelte ihn vielsagend an.
„Ich werde Dich von nun an ständig auf die Probe stellen. Ich werde Dir deine Schwächen zeigen, dir Deine Grenzen vor Augen führen und dich bekämpfen, wo ich kann.“ Meister Chang machte ein ausdrucksloses Gesicht und schenkte Tee in die Tassen.
„Meister … Ihr wart mir bisher doch immer ein guter Freund?“ Bruce schüttelte ungläubig den Kopf.
„Das stimmt mein Sohn. Doch von nun an bin ich Dein Feind. Ich werde Dir helfen ein ganzer Mensch zu werden. Noch bist Du nicht vollkommen! Wir alle brauchen jemanden, etwas, das uns herausfordert und uns wachsen lässt.“ Der Meister blickte ihn eindringlich in die Augen.
„Höre immer auf deine Innere Stimme. Versuche bei allem, was Du tust alle Sinne miteinzubeziehen, bleib aufmerksam und konzentriert. Und jetzt lass uns trinken.“ Meister Chang nickte ihm aufmunternd zu.
Bruce nahm gehorsam seine Tasse. Führte sie zum Mund und blies in das heiße Gefäß. Bewusst nahm er den Duft des Tees in sich auf.
Kurz hielt er inne. Forschend blickte er dem Meister an.
Erneut schnupperte er an seinem Tee. Entschlossen wandte er sich dem großen Gummibaum neben sich zu und kippte den Inhalt in den Topf.
Der Meister nickte anerkennend. „Sehr gut mein Sohn! Die erste Prüfung hast Du bestanden.“
Vaterfreuden, mein ganz persönlicher Wendepunkt im Leben
Wendepunkte gibt es denke ich viele im Leben eines jeden Menschen. Einer meiner Wichtigsten war die Geburt meines Sohnes. Doch das sollte mir erst viel später bewusstwerden. Am Anfang waren da viele Fragen, Sorgen und Ängste.
Fragen wie:
Durfte ich als Blinder Kinder in die Welt setzen?
Konnte ich Verantwortung für ein Kind übernehmen?
Könnte ich einem Kind genügend Sicherheit und Schutz gewähren?
Diese und ähnliche Fragen trieben mich vor vielen Jahren um.
Dabei war die Entscheidung längst gefallen. Oder besser gesagt, die Entscheidung wurde uns abgenommen. Denn meine Frau war, zum Zeitpunkt dieser Gedanken, bereits im zweiten Monat schwanger. Man könnte sagen ein Unfall, jedoch ein erwünschter. Und vielleicht war das auch ganz gut so, denn wer weiß, ob wir ansonsten jemals den richtigen Zeitpunkt gefunden hätten, uns unseren Kinderwunsch zu erfüllen.
Doch unabhängig davon, wir wollten Kinder, darin waren wir uns schon lange einig. Lediglich mein Unfall, drei Jahre zuvor, hatte diesen Wunsch ins Wanken gebracht.
Dieser Unfall und die damit verbundene Erblindung stellte schließlich mein ganzes Leben auf den Kopf. Da war mein Leben plötzlich geprägt von körperlichen und seelischen gebrechen, die es zu heilen galt. Nichtsdestotrotz habe ich gelernt meine Blindheit zu akzeptieren und wieder nach vorne zu blicken. Doch erst die anschließende Blindentechnische Grundrehabilitation hat mir dabei geholfen, das Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. Ich habe gelernt mit Techniken und Hilfsmitteln umzugehen, die mir das Leben in Dunkelheit erleichtern konnten. Vor allem aber habe ich in dieser Zeit gelernt mein neues Leben als Chance und Neubeginn zu sehen.
Der anschließende Wiedereinstieg ins Berufsleben bildete dann auch den Grundstein für mein zukünftiges Leben. Dies ermöglichte es mir nicht nur für meinen eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, sondern auch für den meiner zukünftigen Familie. Mit anderen Worten, die Basis für die Gründung einer Familie waren geschaffen.
Als dann eines Nachts bei Katrin die Wehen einsetzten, machten sich erneut Unsicherheit und Sorgen breit.
Nur gut, dass meine Mutter ganz in der Nähe wohnte, denn so kamen wir schnell und unbeschadet ins Krankenhaus. Angst, Nervosität, aber auch Freude waren unsere Begleiter.
Doch die Freude sollte sich schnell legen, denn es hatten sich Komplikationen ergeben, die Herztöne unseres ungeborenen Kindes waren plötzlich schwächer geworden. Das bedeutete, ein Notkaiserschnitt musste gemacht werden. Scheinbar hatte sich unser Baby die Nabelschnur um den Hals gewickelt, und drohte zu ersticken. Von da an brach hektische Betriebsamkeit aus, Katrin schob man auf einer Liege in den Kreissaal, und ich blieb mit meinen Gedanken zurück.
Doch am Ende ist alles gut gegangen, alle waren gesund und munter.
Dabei hatte mir der Umstand, dass Katrin hinterher noch ärztlich versorgt werden musste, den Vorteil verschafft, als erster Zeit mit unserem Kind verbringen zu können. Unbeschreiblich war dieses Gefühl von Erleichterung, Glück und Freude zugleich, dieses kleine Wesen, meinen Sohn in Händen halten zu dürfen. Dieser kleine Körper, die zarten Gliedmaßen, die kleinen Fingerchen die nach meinen Händen Griffen, konnte es etwas Schöneres geben? Plötzlich waren alle Zweifel und sorgen in den Hintergrund gerückt, unsere Liebe würde schon alle Fragen lösen!
So also sollte es sich anfühlen, wenn sich der Kreis des Lebens schloss? Vaterfreuden, mein ganz persönlicher Wendepunkt im Leben
Wendepunkte gibt es denke ich viele im Leben eines jeden Menschen. Eines meiner Wichtigsten war die Geburt meines Sohnes. Doch das sollte mir erst viel später bewusstwerden. Am Anfang waren da viele Fragen, Sorgen und Ängste.
Fragen wie:
Durfte ich als Blinder Kinder in die Welt setzen?
Konnte ich Verantwortung für ein Kind übernehmen?
Könnte ich einem Kind genügend Sicherheit und Schutz gewähren?
Diese und ähnliche Fragen trieben mich vor knapp zwanzig Jahren um.
Dabei war die Entscheidung längst gefallen. Oder besser gesagt, die Entscheidung wurde uns abgenommen. Denn meine Frau war, zum Zeitpunkt dieser Gedanken, bereits im zweiten Monat schwanger. Man könnte sagen ein Unfall, jedoch ein erwünschter. Und vielleicht war das auch ganz gut so, denn wer weiß, ob wir ansonsten jemals den richtigen Zeitpunkt gefunden hätten, uns unseren Kinderwunsch zu erfüllen.
Doch unabhängig davon, wir wollten Kinder, darin waren wir uns schon lange einig. Lediglich mein Unfall, drei Jahre zuvor, hatte diesen Wunsch ins Wanken gebracht.
Dieser Unfall und die damit verbundene Erblindung stellte schließlich mein ganzes Leben auf den Kopf. Da war mein Leben plötzlich geprägt von körperlichen und seelischen gebrechen die es zu heilen galt. Nichtsdestotrotz habe ich gelernt meine Blindheit zu akzeptieren und wieder nach vorne zu blicken. Doch erst die anschließende Blindentechnische Grundrehabilitation hat mir dabei geholfen, das Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. Ich habe gelernt mit Techniken und Hilfsmitteln umzugehen, die mir das Leben in Dunkelheit erleichtern konnten. Vor allem aber habe ich in dieser Zeit gelernt mein neues Leben als Chance und Neubeginn zu sehen.
Der anschließende Wiedereinstieg ins Berufsleben bildete dann auch den Grundstein für mein zukünftiges Leben. Dies ermöglichte es mir nicht nur für meinen eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, sondern auch für den meiner zukünftigen Familie. Mit anderen Worten, die Basis für die Gründung einer Familie waren geschaffen.
Als dann eines Nachts bei Katrin die Wehen einsetzten, machten sich erneut Unsicherheit und Sorgen breit.
Nur gut, dass meine Mutter ganz in der Nähe wohnte, denn so kamen wir schnell und unbeschadet ins Krankenhaus. Angst, Nervosität, aber auch Freude waren unsere Begleiter.
Doch die Freude sollte sich schnell legen, denn es hatten sich Komplikationen ergeben, die Herztöne unseres ungeborenen Kindes waren plötzlich schwächer geworden. Das bedeutete, ein Notkaiserschnitt musste gemacht werden. Scheinbar hatte sich unser Baby die Nabelschnur um den Hals gewickelt, und drohte zu ersticken. Von da an brach hektische Betriebsamkeit aus. Meine Frau schob man auf einer Liege in den Kreissaal, und ich blieb mit meinen Gedanken zurück.
Doch am Ende ist alles gut gegangen, alle waren gesund und munter.
Dabei hatte mir der Umstand, dass meine Frau hinterher noch ärztlich versorgt werden musste, den Vorteil verschafft, als erster Zeit mit unserem Kind verbringen zu können. Unbeschreiblich war dieses Gefühl von Erleichterung, Glück und Freude zugleich, dieses kleine Wesen, meinen Sohn in Händen halten zu dürfen. Dieser kleine Körper, die zarten Gliedmaßen, die kleinen Fingerchen die nach meinen Händen Griffen, konnte es etwas Schöneres geben? Plötzlich waren alle Zweifel und sorgen in den Hintergrund gerückt, unsere Liebe würde schon alle Fragen lösen!
So also sollte es sich anfühlen, wenn sich der Kreis des Lebens schloss!