In mir glimmt eine Erinnerung, die zur Sehnsucht wird an jedem Sonnentag.
Ich trete aus einer hölzernen Tür, und mein Fuß versinkt im weichen Gras. Warmer Duft schlägt mir entgegen, von Rosen oder Flieder? Und die unsichtbare Lerche singt so laut, als trüge ich sie in meiner Hand. Wann war das?
Seit ich denken kann, treten meine Füße auf Stein, und in den Häuserschluchten hängt immer ein Schleier von Rauch und Chemie. Nach Flieder duftet es in meinem Bad, und Rosen welken in meiner Vase, manchmal. Meine Lerchen waren immer die quietschenden Straßenbahnen. Wann also war das?
Müsst' ich mich nicht auch an das Inn're der Hütte erinnern, vielleicht an knackendes Holzfeuer, das den Raum wohlig erwärmt, wenn der Schnee sich vor den Fenstern türmt, an den vereisten Brunnen abseits vom Haus?
Davon weiß ich nichts.
Wann also war das?
Bevor ich denken lernte, konnte ich schon fühlen.
Es muss in dieser Zeit gewesen sein, in einem verwunschenen Winkel, in der Obhut des Sommers.
(c) Ursula Patzschke (Erben) / Halle
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