Anneliese Useldinger

Geboren am 15. Dezember 1925, verstorben am 10. Juni 2017.

Wer etwas über die Autorin erfharen möchte, sollte ihr Werk „Wie ich nach Bonn kam“ lesen.

Veröffentlichungen

Der Bär Bruno

Der Weinberg

Turmbau zu Babel

Die Miezekatz

Ein Langstock geht allein auf Reisen

Ein vergessener Turnschuh

Freund Hörbuch

Gerüche sind mächtige Zauberer … (siehe leseproben)

Herbstlaub

Im Rausch

Krisen

Mimina und Pe

November

Reisebericht Österreich: Tierparadies Aiderbichl

Tauben im Park (siehe Leseproben)

Über das größte Geschenk an die Blinden

Wie ich nach Bonn kam

Zufall

Leseproben

Gerüche

Gerüche sind ein weites Feld,
in dem Erinnerung kräftig schwellt.
Sind fest verankert tief im Kopf
und wie versammelt im Riesentopf.
Und weil es sind der Sorten viele,
nehm ich nur paar heraus zum Ziele.
Früh lernt ich kennen uns’re Katzen,
die manchmal auch ein bisschen kratzen.
Gern steckt ‚ich meine Nas‘ ins Fell,
ob schwarz, ob weiß, gestreift, ob hell.
Heut habe ich nur ’ne Katz aus Plüsch,
fad Stoffgeruch und gar nicht frisch,
ist kein Vergleich zur Katz, die lebt,
ihr Duft noch oft im meiner Nase schwebt.
Bei uns’rem Hund ich ließ es sein,
der draußen stank nur, war nicht rein.
Die Oma hat‘ ’nen Hühnerstall,
da roch es warm und auch ganz drall.
Im Nachbarstall ein Einzelschwein,
auch das roch gut, wenn auch nicht fein.
In spät ‚ren Jahren dann ich fand
den gleichen Duft im Bioland,
wo auch ohn‘ chemisches Gemisch
die Tiere dort ernährten sich.
Leicht anders roch Omas Ziege,
besonders wenn voll war ihre Wiege.
Ich durft ‚ sie melken schon als Kind,
der Milchduft heut‘ noch Freude bringt.
Einst f�ücht‘ ich mich vor Mutters Droh,
drum rasch ich auf zur Tante floh,
verstand sehr wohl mein knapp‘ Entrinnen,
lie� dunkelrote Tropfen rinnen
in Glüchen klein den roten Wein
und reicht‘ es mir die Nase fein,
zuerst den herben Duft erschließen
dann erst den Schluck ich konnt‘ genießen.
Sie weckten in mir, Wein zu lieben
und das ich tu noch heute �ben.
Die Küche von Gerüchen voll.
Davon den einen find‘ ich toll:
wenn frischer Fisch in Pfanne schmort,
dann bleib‘ ich gern an diesem Ort.
Ganz anders ist Geruch der Pferde.
Wenn stramm sie gehen, rollt zur Erde
mit Dampf ein Haufen Äpfel vom Ross,
die Oma schaufelt sie in Gartens Schoss.
Der Krieg begann, mit ihm die Flucht.
Der Zug entgleist, da ward gesucht,
wo mit uns hin bis Weiterfahrt,
ein Dorf zum Lager für uns ward.
Da schlief ich dann zum ersten Mal
auf nacktem Stroh, es war’ne Qual.
Und der Geruch der weckt die Pein
der einen Nacht, mehr sollt‘ nicht sein.
Am nächsten Tag der Reis verbrannt,
und der Gestank mir noch bekannt.
Dann kamen Bomben laut mit Schrecken,
Zerstörung brach aus allen Ecken.
Geruch von Schwefel, Dreck und Staub,
der macht das Riechorgan ganz taub.
Doch lieber denk‘ ich an den Garten,
wo viele Düfte auf mich warten,

Tauben im Park

Da liegt doch was, da liegt doch was, schnell renn ich hin.
Dass du das kriegst, allein für dich, das macht doch keinen Sinn.
Die dritte kommt mit Flügelschlag, voll Zorn den anderen sagt:
„Weh der, die meint, das wär‘ für sie, weh der, die solches wagt.“
Die vierte fliegt ganz rasch heran und schimpft die andern aus:
„Den gr��ten Hunger den ich hab‘ ich, drum schmei�‘ ich alle raus!“
Zwei and’re trippeln schnell herbei und streiten heftig mit,
um was denn nun, so klitzeklein, vielleicht ein Stück Bomfritt?
Das Taubenvolk dreht sich und pickt und gibt gar keine Ruh‘!
Vergnügt sitz‘ ich und schau gespannt dem bösen Spiele zu.
Wer nun gesiegt, das Stück verschluckt, das kann ich gar nicht sehn.
Auf einmal dann, weil nichts mehr lockt, die Tauben alle gehn.
Das Spiel ist aus, doch anderswo wird es schon bald beginnen.
So sind sie mal, die Stärkste hat mit Gier das Stück genommen.
Ein kleines Spiel, so denk‘ ich mir, geht um das eig’ne Wohl.
Die Menschen tun es noch viel mehr mit List und T�cke voll.
So geht es auf der ganzen Welt bis zum Jüngsten Tage.
Der Richter kommt, kein einz’ger flieht, der richtet nun die Waage.
Der Habgier Frucht, unz�hlbar viel, senkt tief hinab die Schale.
Das Weh und Ach, es kommt zu spät, da droht die Höhlenquale.
Doch keiner will im Hier und Jetzt davon ein Wort nur wissen,
die alte Lehr‘ ist stumm und fahl, wer sollte sie vermissen?
So geht es weiter Tag und Nacht, ’s wird überall gestritten,
es ist ganz gleich, um was es geht, vorbei die guten Sitten!
Das Tier, es nimmt nur, was es braucht, den Hunger rasch zu stillen.
Der Mensch jedoch hört niemals auf, die Taschen neu zu füllen.
(c) Anneliese Useldinger / Bonn

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