Eine unliebsame Überraschung
Christa Groth
Vom Behindertenverband unternahm ich mit einer Freundin eine mehrtägige Reise nach Österreich. Leider konnten nicht alle Teilnehmer unserer Reisegruppe im Hotel untergebracht werden. Einige, so auch wir beide, mussten mit einem Außenquartier vorlieb nehmen.
Wir richteten es nun immer so ein, da wir nach dem Nachmittagsausflug erst zum Essen ins Hotel und dann später zu unserem Quartier gingen. Aber am letzten Tage machten wir es umgekehrt, denn es sollte zum Abschluss einen gemütlichen Abend geben, und wir wollten uns noch festlich umziehen.
Kaum hatten wir die Tür zu unserem Zimmer geöffnet, standen plötzlich zwei fremde Frauen vor uns, und wir fragten entgeistert: „Was machen denn Sie hier in unserem Zimmer?“ „Nein, das ist unser Zimmer“ kam die Antwort“, „wir sind hier heute Nachmittag einquartiert worden.“ „Unsinn, wir haben doch unsere Sachen hier.“ „Dann schauen Sie doch einmal nach“. Und tatsächlich Schränke, Nachttische – alles war leer.
Bei der Rezeption wurde uns dann eröffnet, dass wir am Nachmittag in ein anderes Zimmer verlegt und auch unsere Sachen umgeräumt worden sind. Wir waren sprachlos, dass uns nicht einmal Bescheid gesagt worden ist und stellten uns vor, wir hätten es gemacht wie sonst. Entweder hätten wir die beiden Frauen im Schlaf überrascht oder wir hätten vor verschlossener Tür gestanden. Nachdem wir im neuen Zimmer festgestellt hatten, dass nichts von unseren Sachen fehlte, gingen wir ins Hotel und ließen uns auf diesen Schreck das Festessen gut schmecken. Wir waren unterdessen schon vermisst worden. Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass ein anderes Zimmer geräumt werden sollte, das Hausmädchen aber die Zimmer-Nummern verwechselt hatte. Als kleine Entschädigung erhielt jeder von uns einen Strauß mit künstlichen Rosen.
(c) Christa Groth / Finsterwalde
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