Louis Braille Gedenkschrift

Louis Braille

Susanne und Rolf Zacharias

Gedenkschrift zum 200. Geburtstag von Louis Braille (4. Januar 1809)

Wann hat sich wohl jemals die Wohltat eines Menschen für die Menschheit so erfolgversprechend, so segensreich ausgewirkt, wie die Idee des 6-Punkte-Systems von Louis Braille, die weder eine Erfindung noch eine Entdeckung war?

Die Erfindung des Buchdrucks um 1440 von Johann Gutenberg (eigentlich Johannes Gensfleisch zum Gutenberg) löste eine Revolution aus. Die Möglichkeit, Gedanken und Schriften auf einfache Weise zu vervielfältigen regte die Menschen an, sich über ihre Situation Gedanken zu machen. in der katholischen Kirche kam es zum Bruch. Es entstanden Abspaltungen wie z.B. der lutherischen Kirche am 31.10.1517 durch Martin Luther. Aber auch kam es zu Aufständen wie z. B. dem Bauernkrieg 1524 bis 1526.

Blinde waren aber von dieser Möglichkeit, sich zu informieren, ausgeschlossen, da sie ja nicht in der Lage waren, diese Schrift zu lesen. Erst Louis Braille (4. Januar 1809 – 6. Januar 1852) hat 1825 durch die Schaffung der Blindenschrift allen Blinden das Tor zur Bildung aufgestoßen und sie in die Lage versetzt, miteinander zu kommunizieren und Bücher zu lesen. Daher fand erst Mitte des 19. Jahrhunderts auch bei diesen gewissermaßen eine Revolution statt. Sie befreiten sich von der Fürsorge der Sehenden und begannen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Louis Braille – sein Leben und Wirken

Louis Braille wurde am 4. Januar 1809 in Coupvray Département Seine-et-Marne 35 km südöstlich von Paris, als Sohn eines Sattlermeisters geboren. Er war 3 Jahre alt, als er in der Werkstatt seines Vaters in einem unbeobachteten Augenblick ein scharfes Sattlermesser ergriff und versuchte, damit ein Stück Leder zu bearbeiten. Dabei verletzte er sich ein Auge, das sich schnell entzündete. Da die medizinische Wissenschaft, besonders die Augenheilkunde, noch keineswegs so weit fortgeschritten war, daß solche Verletzungen mit dem Ziel der Erhaltung eines Augenlichtrestes oder, wie in diesem Fall, eines Auges, behandelt werden konnten, erblindete er auf diesem Auge. Bekanntlich wird bei solchen Verletzungen in sehr vielen Fällen das zweite Auge in Mitleidenschaft gezogen. So auch bei dem kleinen Louis, so daß er zwei Jahre später völlig erblindete.

Dorflehrer und Pfarrer erkannten sehr bald, wie begabt Louis war. Seine Bildung blieb jedoch darauf beschränkt, im Gedächtnis zu behalten, was ihm seine Lehrer an Wissen vermittelten. Sein Vater sann auf Abhilfe und schlug in ein Brett Polsternägel, die die Buchstaben des lateinischen Alphabetes darstellten. Diese erfühlte Louis mit den Fingern und entzifferte auf diese Weise das für ihn bisher so geheimnisvolle Alphabet der Sehenden. Diese erhöhten Köpfe der Nägel – waren sie nicht schon die Vorläufer der Blindenschrift?

Am 15. Januar 1819 wurde Louis mit 10 Jahren in das königliche Blindeninstitut für Blinde in Paris, das 1784 von Valentin Haüy gegründet wurde, aufgenommen. Die dortigen Räumlichkeiten waren klein, dunkel und feucht, so daß sein späteres Lungenleiden wohl auf diese Verhältnisse zurückzuführen war. Zunächst fiel Louis durch seine besonderen handwerklichen, musischen und geistigen Fähigkeiten auf. Louis war von Anfang an ein aufmerksamer und guter Schüler und erhielt für seinen Fleiß Auszeichnungen und Preise.

Für den Musikunterricht zeigte Louis besonderes Interesse und wurde am Piano, Generalbass sowie an der Orgel ausgebildet. Später besuchte er Vorlesungen an öffentlichen Schulen.

Als Unterrichtsmaterial wurden in Blei gegossene Lettern verwandt, die jeweils zu Wörtern zusammengestellt und in dickes Papier gedrückt wurden. Auch gab es ein einziges Buch, das auf dickem Papier eingestanzte Schriftzeichen besaß. Louis und seinen Mitschülern ging es einfach auf den Geist, dass sie sich mit dieser Reliefschrift rumplagen mussten, die zwar die Lehrer ausgezeichnet lesen konnten, den Schülern aber viel Mühe machte.

Im Laufe der Zeit hatten sich kluge Männer und Frauen in anderen europäischen Ländern mit dem Gedanken befasst, eine erhabene Schrift für Blinde zu ersinnen. Alle dienten sie dem Prinzip, den Blinden, namentlich der blinden Jugend, das Lesen und Schreiben zu lehren, damit sie sich allgemeine Kenntnisse und Bildung aneignen konnten. Eine für Blinde brauchbare lesbare Schrift war jedoch noch nicht entwickelt bzw. hatte sich noch nicht durchgesetzt. Die Zeit war noch nicht reif und die Stunde noch nicht gekommen, obwohl sich namentlich intellektuelle Blinde autodidaktisch mit der Lösung dieses Problems befassten. Erwähnt seien u.a. Johann Gottlieb Knie in Breslau mit seiner Stachelschrift, das sich aus großen lateinischen Buchstaben zusammensetzende Stuttgarter System sowie die fortschrittliche und brauchbare Blindenschrift von William Moon, England. Vorläufer der Blindenschrift waren die aus Punkten und Strichen bestehenden fühlbaren Zeichen, die der Jesuit Francesco Larna-Anesci 1670 in einem Werk für die Blinden zusammenstellte. Angaben über das Schreibgerät sind nicht überliefert.

Louis stellte Überlegungen an, wie man als Blinder sich auch etwas aufschreiben könnte. Er hatte wahrscheinlich keine Informationen darüber, daß es bereits in früheren Jahren eine Art Blindenschrift gegeben haben muß.

Er kam mit einem Schriftsystem in Berührung, an dessen Entwicklung der französische Artilleriehauptmann Charles Barbier (1767 – 1841) seit 1815 arbeitete. Barbier entwarf ein sonarisches Alphabet, welches die 36 Grundlaute der französischen Sprache durch verschiedene Gruppierungen der Punkte darstellte. Es bestand aus 11 Punkten (einige Quellen sprechen von 12 Punkten) und sollte für Soldaten die Nachrichtenübermittlung auch im Dunkeln ermöglichen. Hölzerne Tafeln sowie Lineale wurden konstruiert, um das Schreiben dieser Zeichen mittels eines Stichels auf dickerem Papier zu ermöglichen. Dieses System war vom Grundsatz her nicht falsch gedacht, doch wies es eine Reihe von Unzulänglichkeiten auf. Vor allen Dingen benötigte es sehr viel Platz.

Louis erkannte, daß man mit dieser Schrift Sinnvolleres tun könnte, daß es dafür aber notwendig wäre, sie zu vereinfachen und zu verbessern.

Er schöpfte hieraus die Idee zu seinem einfachen und praktischen System. Nach jahrelangem Bemühen erdachte er im Oktober 1825 die geniale Blindenschrift, die aus sechs Punkten besteht. Dadurch sind 63 Buchstaben und Zeichen möglich. Sie war dem lesenden Finger angepaßt und auch für die mathematischen Zeichen sowie für die musikalischen Notationen geeignet. Nun war die Punktschrift grundsätzlich zwar fertig, aber wie es mit fast allen Neuerungen bestellt ist, Zustimmung und Ablehnung, Kritik usw. erschwerten die praktische Einführung und Erprobung im Blindenschulunterricht des Pariser Instituts. Bei den Mitschülern fand diese Schrift viel Anklang, die Lehrer aber wollten davon nichts wissen, Sie fühlten sich offenbar plötzlich in ihrer Würde angegriffen, denn nun konnten sie nicht mehr lesen, was die Schüler da so ins Papier stichelten. Sie hätten es ja lernen können, aber damals waren die Lehrer eben sehr borniert und ließen neue Ideen nicht zu.

Die Brailleschrift besteht aus 6 Punkten gleich 63 Kombinationen nach der Formel 2 hoch 6 minus 1 gleich 63 plus Grundform. Die Punkte sind wie bei der sechs auf einem Würfel angeordnet. Die Zeichen sind leicht erlernbar, lassen sich rasch und sicher lesen und mit Schreibtafeln und Griffel mühelos schreiben.

Schon bald erkannte man die weltweite Bedeutung seines Blindenalphabetes, und es begann ein neues Zeitalter der Blindenbildung, auch wenn die offizielle Anerkennung jahrzehntelang ausblieb. Aber die Freunde Louis Brailles und seine Schüler verwendeten die sechs Punkte weiter und bewiesen ihren praktischen Nutzen durch höhere Leistungen in Unterricht. Dennoch wurde das Blindenschrift-Alphabet von der pädagogischen Akademie Frankreichs erst im Jahre 1850 offiziell anerkannt und in Paris eingeführt.

Bedeutsam und erwähnenswert hierbei ist der Umstand, daß die internationale intelligente und selbstbewusste Blindenschaft eindeutig erkannte, daß es sich bei der Methode von Louis Braille um eine einmalige, nur mit der Gutenberg-Erfindung vergleichbare Geistesrevolution handelte. Besonders im deutschsprachigen Raum wurde das 6-Punkte-System durch unmittelbares Einwirken von Person zu Person unter den Blinden propagiert, was nicht zuletzt dazu beitrug, Einfluss auf die Französische Akademie und das Pariser Blindeninstitut auszuüben.

Hierbei ist wiederum als Pionier besonders ein deutscher Intellektueller, der Blinde Friedrich Scherer, lobend zu erwähnen. Scherer war auch einer der ersten nach Louis Braille, der das 6-Punkte-System als ganz probate Eignung für eine Blindennotenschrift erkannte und propagierte; nicht zuletzt deshalb, weil er wie Louis Braille auch blinder Musiker und Musikpädagoge war.

Langsam, ganz langsam, sehr langsam, stimmte die Blindenlehrerschaft, und zwar durchaus nicht geschlossen und nicht von vornherein, der Einführung des 6-Punkte-Alphabets zu. Es klingt unglaublich, entspricht aber leider der Wahrheit, daß Einwände erhoben wurden, die völlig abwegig, völlig unsinnig und bar jeden Fortschritts waren, wie beispielsweise: „Die neue Schrift könnte geeignet sein, auch nichtreligiöse Bücher zu drucken, und vor allen Dingen der Braille‘sche Druck könnte sich sogar als probates Mittel erweisen, der sexuellen Aufklärung der Blinden zu dienen“.

Nun, traurige Tatsache ist, daß Louis Braille, der große und einmalige Philanthrop der Blinden der ganzen Welt, die verdiente, weltweite Verbreitung seines Blindenschriftsystems nicht mehr erlebt hat. Sichtbar verbreitete sich das 6-Punkte-System erst, nachdem insbesondere Friedrich Scherer während des ersten Blindenlehrerkongresses 1873 in Wien die Annahme von Resolutionen seitens der deutschen Blindenlehrer erreichte, wonach die Blindenschrift in allen Blindenlehrinstituten obligatorisch einzuführen sei.

An der Blindenschule in Hamburg wurde die Schrift erst 1889 eingeführt.

Am 1. 11. 1890 veröffentlichte der Blindenlehrer Kuraji Ishikawa (Tokio) die Entwicklung einer japanischen Brailleschrift.

Erstmals war das Braille-System im Jahre 1827 für Auszüge aus dem Lehrbuch “La grammaire des grammaires” verwendet worden. Zwei Jahre später erschien ein von Louis Braille selbst verfasster Bericht über die neue Methode zur Übertragung von Buchstaben und Noten in Punktschrift unter dem Titel “Verfahren, um Wörter, Musik und Kirchengesang zu schreiben mit Hilfe von Punkten, zum Gebrauch der Blinden und für sie zusammengestellt von Louis Braille, Blindenlehrer am Königlichen Institut für junge Blinde in Paris”. Dieses 32 Seiten umfassende Werk war zwar noch im üblichen Reliefdruck verfasst; aber auf den Seiten 14 bis 16 enthielt es eine Tafel mit dem Alphabet und eine Anleitung zum Schreiben mit Tafel und Griffel.

Seine bereits im jugendlichen Alter von seinen Lehrern erkannte hohe Intelligenz, Fähigkeit und Begabung führten dazu, daß man Louis Braille, der inzwischen ein junger Mann geworden war und der sich als Autodidakt sowie durch Unterricht bei namhaften Pädagogen für Musik, Sprache und Literatur die entsprechenden Kenntnisse erworben hatte, 1828 als Hilfslehrer einstellte. Zeitgenossen und der Kreis seiner ehemaligen Schüler berichteten übereinstimmend, daß er die notwendige Disziplin durch gütige Strenge und durch seine bewundernswerte Haltung im Unterricht erreichte. Eine seiner Neigungen war die Herstellung von leicht fasslichen Lehrmitteln, um sie im Unterricht dann mit dem Ziel praktischer Resultate zu verwenden.

1833 wurde er auf Empfehlung des Direktors zum Lehrer am Institut für Blinde ernannt. In demselben Jahr hatte er seine Ausbildung zum Organisten abgeschlossen. Die sich mehr und mehr auswirkende Tuberkulose zwang ihn dazu, seine berufliche Tätigkeit einzuschränken.

1834 wurde es Louis Braille ermöglicht, auf einer Gewerbeausstellung in Paris seine Blindenschrift der Öffentlichkeit vorzustellen. Es liegt ein tiefer Sinn darin, daß ein Betroffener für seine Schicksalsgefährten die Blindenschrift erdachte, um sie so aus der geistigen Bevormundung zu befreien und die Hilfe zur Selbsthilfe zu begründen.

Aufgrund einer Eingabe an die Deputiertenkammer wurde 1843 der Neubau des Institutes für Blinde in Paris fertiggestellt mit der Begründung, daß das Geld des Haushalts niemals besser verwandt sei, als den Geist derer zu fördern, denen die Natur den kostbarsten aller Sinne geraubt hat.

Anfang Januar 1852, als Louis Braille auf dem Sterbebett lag, erschien ein Staatsrat im Auftrage der Regierung, um ihm das Kreuz der Ehrenlegion – die höchste Auszeichnung seines Vaterlandes – zu überreichen. Am 6. Januar 1852 verstarb Louis Braille im Alter von 43 Jahren an seinem Lungenleiden. In den 30 Jahren seines Wirkens hat er mehr für seine Schicksalsgefährten getan, als es Jahrhunderte vorher Fürsorge und Almosen vermochten. Den weltweiten Siegeszug seiner Schrift hat er nicht mehr erleben können.

Es ist übermittelt, dies scheint erwähnenswert, daß er in seinem Testament seine Ersparnisse, bestehend aus Haus- und Grundbesitz und bescheidenen Barbeständen, seiner Mutter, seinen Geschwistern und seinen Freunden und Schülern vermachte.

Dem Beschluss seiner Freunde und Schüler, ihm ein Denkmal zu setzen, kam in Würdigung der endlich erkannten Bedeutung Louis Braille‘s der Staat zuvor und setzte ihm an geeigneter und auffallender Stelle des Blindeninstituts eine Büste, die durch den Innenminister in Anwesenheit zahlreicher Lehrer, Schüler und Mitarbeiter des Blindeninstituts am 25. Mai 1853 in einer Feierstunde eingeweiht wurde.

Was Louis Braille für die Blinden der Welt mit seinem einfachen, aber genialen System geleistet hat, steht nicht zurück hinter den Entdeckungen und Erfindungen der ganz großen Geister aller Wissensgebiete unserer Welt und ging ein in die Geschichte.

Es nimmt daher nicht Wunder wenn nach 150 Jahren der Verwirklichung des Braille-Systems und anlässlich des einhundertjährigen Todestages von Louis Braille in allen zivilisierten Ländern Gedenkfeiern stattfanden, die Idee und Wert Louis Braille‘s gebührend würdigten. Auch wurde ihm die höchste nationale Ehre eines großen Franzosen zuteil, denn am 21. Juni 1952 erfolgte unter der Teilnahme des französischen Staatspräsidenten und seiner Regierung sowie der Spitzen der Behörden, der Kunst, der Wissenschaft und der Kirchen und vor allen Dingen der Blinden aller Kulturnationen die feierliche Überführung ins Pantheon – ähnlich der Galerie der großen Deutschen in der Ruhmeshalle “Walhalla” bei Regensburg – statt.

An seinem Geburtshaus wurde 1952 anläßlich seines 100. Todestages eine Gedenktafel mit der Inschrift angebracht: “Louis Braillle, der Erfinder der Schrift in erhöhten Punkten für die Blinden. Er hat allen, die nicht sehen, die Pforten des Wissens geöffnet.”

Geschrieben wird die Blindenschrift entweder mit Tafeln oder Maschinen.

Die Punktschrift-Tafel besteht aus einem Gitter mit rechteckigen Löchern für jedes Punktschriftfeld, das über einer Platte mit einer Vertiefung für jeden Punkt liegt. Mit einem Stift werden die gewünschten Punktformen spiegelbildlich in die Vertiefungen gedrückt. Geschrieben wird von rechts nach links. Nach dem Herausnehmen des Papiers muß dieses gedreht werden, um es von links nach rechts lesen zu können. Dieses Verfahren hat bereits Louis Braile entwickelt. Ein Gegenprinzip ist die Positiv-Tafel, bei der man mit einem hohlen Stift das Papier über einen Punkt auf der Bodenplatte stülpt und so prägt. Hier schreibt man natürlich von links nach rechts. Nach dem Herausnehmen muß das Papier nicht gedreht werden.

Um schneller schreiben zu können, sind verschiedene Maschinen entwickelt worden. Man unterscheidet hier zwischen Bogenmaschinen zum Anfertigen von Schriftstücken auf Papier oder Folie und Streifenschreibern zum Mitstenographieren.

Es gibt zwei Grundtypen von Punktschrift-Bogenmaschinen. Zum einen ist es der Picht-Typ, bei dem das Prägewerk feststeht und der Wagen sich mit dem Papierbogen seitlich bewegt (seit etwa 1920). In Deutschland sind zum Jahrtausendwechsel 3 unterschiedliche Fabrikate erhältlich:

Marburger Bogenmaschine – Herstellung in Peking.
Vertrieb Brailletec gGmbH, Marburg – Preis: ca. 300 Euro.
Erika-Picht, verfügbar für 6 oder 8 Punkte – . Herstellung, wenn überhaupt, in Bayern. Vertrieb: Landeshilfsmittelzentrum des Blinden- und Sehbehindertenverein Sachsen (BSVS) in Dresden – Preis etwa 300 bis 400 Euro.
Tatra-Braille – Herstellung in der Slowakei. Vertrieb Brailletec gGmbH (s.o.) – Preis etwa 300 Euro.

Zum anderen ist es der Perkins-Typ, bei dem Papierbogen und sein Aufrollmechanismus sich nicht seitlich bewegen, dafür aber der Prägekopf (seit etwa 1960). Dieser Typ wird von zwei Grundkonstruktionen – im deutschen Markt – beherrscht:
1. Perkins Brailler, 6 Punkte – Herstellung:
a) in einem englischen Gefängnis im Auftrag des RNIB (englisches Blindeninstitut), der aber nur eine Subvention für Blinde in Großbritanien zuschießt.
b) in Indien. Die Produktionsqualität schwankte in den letzten Jahren stark. Vertrieb: VzFB Hannover – Preis gut 800 Euro.
2. Eurotype, 6 Punkte. komfortabelste mechanische Bogenmaschine. Hersteller: Brailletec in Marburg. Vertrieb: Brailletec Marburg (s.o.) und VzFb Hannover (s.o.). Preis etwa 900 Euro.

Inzwischen gibt es nicht nur mechanische, sondern auch elektrische bzw. elektronische Bogenmaschinen:
1. Eurotype-E, elektronische Version der mechanischen Eurotype, 6 und 8 Punkte. Hersteller: Brailletec in Marburg Vertrieb durch Brailletec und VzFb- Preis etwa 1300 Euro.
2. Elotype 4, 6 und 8 Punkte Elektronische Punktschriftmaschine und einseitiger Braille-Drucker auf Einzelbögen und Endlospapier. Parallel- und Seriell-Schnittstellen. Hersteller: Brailletec Vertrieb: Brailletec und VzFB – Preis etwa 2000 Euro.
3. Elotype 4E: Wie Elotype 4, jedoch zusätzlich mit Ringbetrieb für Schulen, Textspeicher, Umformatierungsprogramm und hervorragendem Grafik-Betrieb. Hersteller: Brailletec Vertrieb: Brailletec und VzFB – Preis etwa 2200 Euro.

Der Weltmarkt hat noch ein breiteres Angebot, vom dem sich in Deutschland nur Obige durchgesetzt haben.

Bei den Streifenschreibern läuft ein Papierstreifen von 12 bis 20 mm Breite und 10 bis 30 Meter Länge durch ein Prägewerk (seit etwa 1930). Mit diesen Maschinen lassen sich mühelos 120 Worte pro Minute mitstenographieren. Gute Schreiber erreichen durchaus auch 180 Worte pro Minute.

Um einerseits die Schreib- und Lesegeschwindigkeit zu erhöhen und andererseits den Umfang der Blindenschrifttexte zu reduzieren, verwenden heute viele Blinde eine verkürzte Schrift, die sog. Blindenkurzschrift. Dabei werden ganze Wörter oder Teile von Wörtern (z. B. Vor- und Nachsilben, Wortstämme usw.) durch ein oder zwei Blindenschriftzeichen dargestellt. Einige Zeichen haben in der Blindenkurzschrift eine andere Bedeutung als in der Blindenvollschrift. Verglichen mit dem gleichen Text in Blindenvollschrift reduziert sich die Anzahl der Zeichen im Blindenkurzschrifttext – je nach Kürzungsmöglichkeit – um bis zu 40 %.

Die ersten Anfänge der Blindenkurzschrift gehen ins Jahr 1871 zurück. Auf dem Blindenlehrerkongress zu Amsterdam 1885 wurde das modifizierte System als deutsche Blindenkurzschrift angenommen. 1904 wurde die endgültige Fassung der Blindenkurzschrift auf dem Blindenlehrerkongress in Halle an der Saale verabschiedet. 1906 wurde das Regelbuch und Wörterverzeichnis zur deutschen Blindenkurzschrift in Schwarz- und Punktschrift durch den Verein zur Förderung der Blindenbildung (VzFB) herausgegeben. Auf dem 3. Kongress für Blindenwohlfahrt und 18. Blindenlehrerkongress in Nürnberg vom 30. Juli bis 3. August 1930 werden der systematische Leitfaden zum Gebrauch der deutschen Blindenkurzschrift von Herrn Prof. Dr. Carl Strehl und das internationale Musikschriftsystem angenommen. Die Kommission unter der Leitung von Dr. Freundt beschließt 1969 die Vereinfachung des Regelwerkes der deutschen Blindenkurzschrift. Es entsteht die reformierte deutsche Blindenkurzschrift. (endgültige Fassung 1971). Ab Mai 1972 erscheinen Bücher und Zeitschriften in reformierter deutscher Blindenkurzschrift. Der 27. Blindenlehrerkongress in Wien beschließt 1973 folgende Resolution: “Einführung der reformierten deutschen Blindenkurzschrift in allen Blindeneinrichtungen des deutschsprachigen Raumes”. Am 30. Januar 1998 beschließt die Brailleschriftkommission deutschsprachiger Länder in Wien die Anpassung der Übertragungsregeln für Voll- und Kurzschrift in herkömmlicher und reformierter Rechtschreibung an die geänderten Erfordernisse.

Heute ist die Brailleschrift weltweit verbreitet und eröffnet blinden Menschen das Tor zur Bildung, Information und Selbständigkeit. Die 1825 entwickelte Brailleschrift bleibt auch im multimedialen Zeitalter modern. Alle Schriften dieser Welt, seien es lateinische, kyrillische, arabische, japanische oder chinesische Schriftzeichen, werden mit dieser einen Schrift für Blinde lesbar gemacht. Sie hat sich bis in die letzten Winkel dieser Erde durchgesetzt!

(c) Susanne und Rolf Zacharias / Hamburg

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BLAutor – Arbeitskreis blinder und sehbehinderter Autoren – www.blautor.de

Veröffentlicht von Christiane Quenel I. A. Blautor

Mein Name ist Christiane Quenel. Als Autorin bin ich die Paula Grimm. Als Sprecherin des Arbeitskreises blinder und sehbehinderter Autorinnen und Autoren (BLautor) bin ich seit Ende 2021 auch verantwortlich für die Webseite von BLautor.